Des Königs Fehler — Nachtrag

Ich habe mich während der Autofahrt von der Arbeit nach Hause noch ein wenig über den Blogpost von Aaron König aufgeregt, darüber nachgedacht, und möchte mir noch einmal hier etwas von der Seele schreiben:

Wann immer im letzten Jahr jemand die Piratenpartei in Verbindung mit rechtsgerichtetem Gedankengut gebracht hat, habe ich diese meine Partei verteidigt. Und ich möchte das wirklich gerne weiterhin tun. Allerdings hat Aaron mir das gerade sehr schwer gemacht. Nicht weil er einfach „gegen Ausländer“ hetzt, den Holocaust leugnet oder ähnlich offensichtlich dummes tut.

Aber er verurteilt pauschal eine riesige Anzahl Menschen, alle Angehörigen einer Weltreligion gleichzeitig. Und ist damit so unpiratig wie es nur geht. Lasst mich (mal wieder) die Bundessatzung zitieren:

[Die Piratenpartei] vereinigt Piraten ohne Unterschied der Staatsangehörigkeit, des Standes, der Herkunft, der ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung und des Bekenntnisses, die beim Aufbau und Ausbau eines demokratischen Rechtsstaates und einer modernen freiheitlichen Gesellschaftsordnung geprägt vom Geiste sozialer Gerechtigkeit mitwirken wollen.

Ich habe da mal etwas hervorgehoben, etwas das auch Aaron leben sollte.

Natürlich gibt es auch unter den Anhängern des Islams dumme Betonköpfe. Rückwärts gewandte Menschen, die sich aus ihrem „Heiligen Buch“ Passagen zusammenstoppeln um ihre mittelalterlichen Moral- und Machtvorstellungen zu rechtfertigen.

Aber für jeden dieser Deppen gibt es bestimmt auch mindestens zwei aufgeklärte Menschen, die nicht den brennenden Wunsch verspüren „Andersdenkende zu bekehren und gegebenenfalls zu töten“, wie Aaron es so schön über einen Kamm schert. Das Resultat in der Schweiz ist sicherlich kein Argument gegen Volksentscheide, eher ein Lehrstück über die Gefahren des Populismus.

Aaron versucht, dieses Ergebnis als diffuses schweizerisches Unbehagen gegen eine Teilmenge der islamischen Welt darzustellen. Er erklärt, warum dieses Unbehagen gerechtfertigt sei, daß „die Fundamentalisten“ ja tatsächlich eine Gefahr seien. Doch genau diese Argumentationskette ist es, die Fremdenfeindlichkeit und damit Rassismus befördert: Man verweist auf reale schlechte Beispiele und verallgemeinert dann.

Jeder aber, der

totalitäre, diktatorische und faschistische Bestrebungen jeder Art

ablehnt, also jeder Pirat, muss dem aber entschieden entgegentreten. Diese hier per Volksentscheid demonstrierte pauschale Ächtung von öffentlichen und baulichen Glaubensbekenntnissen ist kein Sieg der öffentlichen Mitbestimmung, es ist ein alarmierendes Zeichen daß der Populismus wieder Oberhand gewinnt. Das hat nichts mit „dem Finger in die Wunde legen“ zu tun.

Diese kaum getarnte Fremdenfeindlichkeit (denn nichts anderes ist dieses ja) aber zu loben, zu unterstützen und dann noch als Paradebeispiel gelungener direkter Demokratie herzuzeigen — das lieber Aaron, sollte Dir meiner Ansicht nach ein Parteiausschlußverfahren einbringen. Es wäre wesentlich verdienter als der Wirbel der um Bodo gemacht wurde. Wolfgang Dudda scheint da ja schon Pläne zu haben

Wen ich nicht mehr in irgendein Amt wähle…

...Aaron König. Garantiert nicht mehr, der Mann gehört meines Erachtens aus seinem Amt gefeuert.

Man mag über Religion, Volksentscheide und all das, was darum herum angesiedelt ist denken was man will. Aber er schreibt folgendes pauschal über den gesamten Islam als Volksreligion:

Eine politisch-totalitäre Bewegung, die sich anderen Glaubens- und Denkrichtungen überlegen fühlt und den Anspruch hat, Andersdenkende zu bekehren und gegebenenfalls zu töten*, steht hingegen nicht unter dem Schutz der Religionsfreiheit

Das mag ich nicht mehr mit „naiv“, „unglücklich zitiert“, oder sonstwas entschuldigen, das ist dumm bis gefährlich, und näher an der Volksverhetzung denn an einem politischen Kommentar.

PS: Ich persönlich halte von organisierten Religionen jeglicher Art per se nichts. Bin ja zudem noch Atheist. Und ich bin mir bewusst, dass es in einigen Religionsgemeinschaften eine sehr unglückliche Verquickung von dummen Sitten und Religion gibt, die manche Dinge noch schlimmer machen. Dennoch würde ich mir nie einbilden, Menschen ihre Religion zu verbieten.

Anders sieht es bei der Ausübung religiöser Praktiken aus, wenn diese gegen das Strafrecht oder gar gegen die Menschenrechte verstoßen. Aber dem Bau von Gebetsstätten? Also wirklich…

Webcomic Montag — dauert etwas…

ja, ich weiss, ist schon viel zu spät — irgendwie ist da was durchgerutscht.

Mag aber auch am Thema des heutigen Webcomic-Montag liegen: Webcomics die eben eher unregelmäßig aktualisiert werden.

Fangen wir mit Something Positive an, der wird zwar nicht regelmäßig, dafür aber wenigstens recht häufig weitergeführt. S*P ist mehr oder weniger eine zynische Seifenoper, wobei die Hauptfiguren sich eigentlich schon lange in mehr oder weniger stabile Paarungen zusammengefunden haben. Fast wäre S*P ein Kandidat für die „das Echte Leben“ Gruppe gewesen, aber seltsame Randereignisse (wie zum Beispiel ein blutig-tödlicher Gewaltausbruch einer Horde 10-jähriger Mädchen) macht das dann doch eher unpassend. S*P ist böse — Schläge unter die Gürtellinie sind hier nicht verpönt sondern werden von allen Anwesenden zelebriert. Dennoch sind die meisten Figuren sehr menschlich und häufig sogar fürsorgend — nur eben auch sehr zynisch.

S*P ist definitiv ein nertiger Comic, Rollenspiele, Computerwitze und Science Fiction werden reichhaltig dargeboten. Dennoch halte ich den Comic auch für nicht-Nerds zugänglich, da diese Dinge nie den eigentlichen Witz oder gar die Handlung ausmachen.

Kopozky.net ist da ganz anders. Vom Handlungsrahmen noch am ehesten vergleichbar mit Angst Technology, handelt es sich hier aber wirklich nur um One-Shots. Ich bin mir nie sicher, ob hier echte Alltagserlebnisse notiert werden, oder die Situationen erfunden sind — wer in einem IT-Büro arbeitet, wird sicher viele Dinge wiedererkennen. Die Pointen sind meistens ein wenig leiser, und nicht selten nur von (Design/IT/Office-)Insidern wirklich verständlich. Dennoch lesenswert, nur wird kopozky​.net für meinen Geschmack leider viel zu selten aktualisiert…

Medienkompetenz: Dinge finden im Internet

Kris wirft mit Stöckchen und hofft auf Artikel zum Thema Medienkompetenz zu treffen. Eine sehr gute Idee, und da möchte ich mich doch glatt beteiligen. Dieser Beitrag wird sicherlich nicht so umfassend und genau wie Kris seiner, aber ich hoffe, dass er dennoch ein wenig hilfreich ist.

Mal eben etwas im Internet finden, oder „es zu googlen“ klingt ja erst einmal ganz einfach, fast schon trivial. Andererseits ist es anscheinend doch nicht ganz so trivial, denn warum sollte es sonst Seiten wie lmgtfy.com geben? Tatsächlich findet man im Internet wirklich zu fast jedem Problem eine Lösung, zu fast jeder Frage eine Antwort — selbst zu denen, die eigentlich gar nicht lösbar sind. Und natürlich einen Riesenhaufen Mist. Will man also sinnvolle und hilfreiche Dinge finden, müssen drei Dinge beachtet werden:

  1. Suche nach der Antwort, nicht der Frage
  2. Nutze die passende Suchfunktion
  3. Erkenne die korrekten Treffer

Nur wenn alles zusammenkommt, liefert das Internet wirklich hilfreiche Ergebnisse die sich auch weiterverwenden lassen. Aber der Reihe nach:

Suche nach der Antwort, nicht der Frage

So selbstverständlich das klingt, so schwierig kann es dennoch sein. Man sollte sich stets bewusst machen, dass eine jede Anfrage an eine Suchmaschine immer auf eine Volltextsuche durch das Internet hinausläuft. Das bedeutet, dass man einen Begriff oder eine Wortkette suchen muss, die in der gewünschten Antwort vorkommt. Statt zu fragen „Ich wohne in Hamburg, wie komme ich nach Paris?“ sollte man also eher nach „Routenbeschreibung Hamburg Paris“ suchen.

Das ist zum einen natürlich viel kürzer und daher schneller getippt, andererseits wird man die Frage so nicht auf irgendeiner Webseite ausgeschrieben finden, die Worte Routenbeschreibung, Hamburg & Paris hingegen schon eher.

Glück hat man, wenn es sich um ein rein technisches Problem handelt, dann darf auf die Existenz von gut gepflegten FAQ-Seiten gehofft werden. Diese enthalten dann nämlich meist tatsächlich genau die Frage die man sich gerade stellt. Aber auch hier gilt: Der Seitenbetreuer formuliert die Frage vielleicht anders, die Elemente der gewünschten Antwort sind aber meist alle irgendwie vorhanden.

Nutze die passende Suchfunktion

Nimm Google“ reicht für vieles aus, aber eben nicht immer. Wenn ich zum Beispiel etwas über einen Film wissen will, frage ich lieber direkt die IMDB. Bei Übersetzungsproblemen komme ich mit LEO weiter. Natürlich kennt auch Google all diese Seiten, aber die Verwendung der „passenden“ Suchseite stellt die Suche in einen Kontext: Wenn ich die IMDB nach „Welcome to the Jungle“ frage, ist klar, dass ich nach einem Film suche, Google müsste ich wahrscheinlich erst mehr oder minder mühsam klar machen, dass ich gerade kein Interesse an Guns’n’Roses habe.

Es hilft also, sich einen Katalog an durchsuchbaren Spezialseiten zuzulegen, und zu wissen wann welche am besten passt. Wenn ich nach einem (US-englischen) Slangbegriff fahnde, werde ich eher eine sinnvolle Antwort beim Urban Dictionary bekommen, als wenn ich ihn direkt bei Google suche: Ersteres wird mir stets nur eine Definition liefern, während Google mir haufenweise Seiten präsentiert, die diesen Begriff verwenden. Ein Traum für Sprachforscher, aber nicht hilfreich, wenn ich einfach nur wissen will, was mein Chat-Gegenüber mir gerade sagen will.

Kleiner Tipp: Firefox hat im „Schnellsuche“-Lesezeichenordner viele hilfreiche Quicklinks für solche Fälle vorbereitet.

Erkenne die korrekten Treffer

Suchmaschinenoptimierung ist anscheinend ein dickes Geschäft. Und als Resultat finden viele Suchmaschinen neben den Dingen die einen interessieren, viele-viele Seiten, von denen die Betreiber möchten, dass sie einen interessieren. Oder man zumindest mal draufklickt, damit die Werbebanner Umsatz machen.

Also nicht einfach immer auf den ersten Link klicken :). Zuerst mal die Trefferliste durchsehen. Bei technischen Problemen sollte man schauen, ob nicht ein Treffer auf der Herstellerseite dabei ist. Die meisten Suchmaschinen zeigen zudem kurze Snippets an — wird dort die richtige Frage gestellt, oder scheint es sich um die gesuchte Antwort zu handeln?

Vorsicht ist hingegen geboten, wenn die Snippets oder die URL gar ganz genau die gesuchte Phrase enthalten. Das sind dann häufig Linkfarmen die einem im besten Fall einfach nur viel Werbung präsentieren, im schlimmsten Falle hingegen auch noch mit Viren und anderem Mistzeug belästigen.

Selbst wenn der Link auf den ersten Blick seriös aussieht, und die gefundene Information plausibel erscheint: Nichts was im Internet steht, sollte ungeprüft übernommen werden. Findet sich die gleiche Information auch auf anderen Seiten? sind vielleicht bekannt vertrauenswürdige Seiten dabei? Werden Quellen zur Herkunft der Information genannt, und sind diese überprüfbar?

Es hilft, wenn man sich nicht nur die gefundene Stelle einer Webseite ansieht, sondern auch mal links und rechts davon auf der gleichen Seite umschaut. Passt das Umfeld zur Information? Erscheinen die Autoren auf ihrem Gebiet kompetent? In welchem Kontext wird die Information angeboten?

In der Regel kann man mit diesen Filterfragen recht schnell die „guten“ Treffer herausfiltern und gegenprüfen. Mit nur ein wenig Übung bekommt man so wirklich schnell einen guten Überblick zu jedem Thema.