Bücherverbrennungen und so…

Vorweg etwas persönliches: Ich hab ein seltsames Verhältnis zu Büchern. Ich kann zum Beispiel keine Bücher direkt selbst vernichten. Seit gut 20 Jahren habe ich nicht ein einziges Buch verbrannt, in den Müll geworfen oder sonstwie zerstört.

Stattdessen verschenke ich sie, lasse sie via Bookcrossing irgendwo liegen oder werde sie sonstwie los. Aber sie werden nicht durch meine Hand zerstört. Das kann ich irgendwie nicht, so irrational das auch ist.

Aus dieser Warte sind mir Bücherverbrennungen auch zutiefst zuwider. Selbst wenn es sich um üble Machwerke und Haßschriften handelt.  Das bedeutet natürlich nicht, dass es in unserer Überflußgesellschaft nicht doch hin und wieder notwendig ist, überflüssiges Papier einer anderen Bestimmung als dem ewigen Aufenthalt in einem Regal zuzuführen. Das ist mir rational vollkommen klar.

Aber als Ausdruck der Verachtung? Zur Unterdrückung anderer Ansichten oder „falschen Wissens“? Nein, auf gar keinen Fall. Man. Verbrennt. Keine. Bücher. Punkt.

Jetzt aber zum eigentlichen Grund für diesen Post: Da verbrennt ein Depp auf der einen Seite der Welt ein einzelnes Buch, und auf der anderen Seite der Welt werden daraufhin Menschen umgebracht und verprügelt.

Das ist so unfassbar unglaublich, dass kann ich gar nicht richtig in Worte fassen. In den Medien wird jetzt darüber debattiert, wer denn Schuld an den Morden hatte, warum sowas passiert, was das für Auswirkungen auf die Politik haben sollte, und so weiter und so fort. Andere ereifern sich, dass man doch nun deutlich sehen können, wie barbarisch diese oder jene Religion sei, wie rücksichtslos diese oder jene Nation, und so weiter und so fort.

Ich bin jetzt sicherlich kein Religionsexperte. Aber selbst ich weiß, dass es nicht „den“ Islam gibt, genausowenig wie es „das Christentum“ gibt. Und das, was einige Spinner in einem Land treiben, dessen allgemeine kulturelle Entwicklung die Sache mit „da gibt es noch andere und vor allem andersdenkende Menschen, das darf so sein“ schlicht noch nicht verstanden hat (und hey, seien wir mal ehrlich: Wir haben das auch noch lange nicht gegrokt), hat doch nun nichts mit dem Sammelbegriff dieser oder jener Religion zu tun.

Die eine große Erkenntnis unserer Epoche sollte sein, dass es kaum noch homogene Menschengruppen größer als vielleicht 50 bis 100 Personen gibt. Wir sind vielleicht keine einzigartigen Schneeflocken, aber sobald wir auf eine größere Gruppe Menschen zeigen und denen eine Eigenschaft zuweisen, dann liegen wir mit ziemlicher Sicherheit falsch.

Leider hat sich unsere Fähigkeit, Geschehnisse auf der anderen Seite der Welt zu beeinflussen, schneller entwickelt, als unsere Bereitschaft, auch nur die Menschen in Frieden zu lassen, die nicht mal einen Bruchteil so weit entfernt sind.

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