4 Tage, 4 Spielrunden

Ich war von Mittwoch bis Sonntag auf einer Klein-Con mit etwas über 50 Freunden und Freundesfreunden. Es wurde gegessen, getratscht, und vor allem natürlich: Gespielt.

Mittwoch: Troubleshooters — Der Geisterritter

Ihr kennt all die francobelgischen Comics die in den späten 60ern spielen und Agenten, Journalisten, Zeitreisende und andere wagemutigen Leute dabei begleiteten, wie sie mit viel Witz und Action Verschwörungen auf die Spur kommen?

Genau das ist das Troubleshooters Rollenspiel. Ich war Elektra Ambrosia, griechische Profi-Rallyfahrerin und Medienliebling. Und leider meinte meine Stimme direkt am Mittwochabend in den Urlaub zu gehen. So konnte ich nicht wie ursprünglich vorgehabt die enthusiastische junge quitschende Frau geben, sondern maximal einen heiseren kettenrauchenden New Yorker Gangsterboss. Dennoch, ein Abenteuer mit viel Spaß und Action.

Troubleshooters ist ein einfache und ruck-zuck erlerntes System, und kommt mit Beispielcharakteren die dann auch als Aufhänger und für die Illustrationen der Abenteuer benutzt werden — Handouts fühlen sich also gleich viel persönlicher an!

Donnerstag: Dresden Files — Rixdorf Roundup

Ein Spieltisch mit Würfeln, Markern, Notizzetteln, vielen kleinen Bildern mit Dingen und Menschen drauf.

Zum ersten Mal seit, uh… 12–15 Jahren oder so leite ich wieder selbst eine Runde Dresden Files. Die Spielergruppe ist quer durch Deutschland verstreut und spielt ca. 8x im Jahr mit altgeliebten und völlig übermächtigen Charakteren. (Sie haben einen 18er Refresh. Der Regelwerk Harry Dresden, ein durchaus kompetenter Zauberer und Held der Bücher hat 10…) Aber was solls, man nimmt sowas ja sportlich! (Auch wenn man schon merkt, dass das Spielsystem für diesen Powerlevel nicht ausgelegt ist, es knirschte immer wieder an allen Ecken und Enden.)

Worum ging es?

Ich habe wie üblich bei anderen Medien gewildert. In diesem Falle aus der Perry Rhodan Heftserie. Bei mir ist es nun die parasitische Stadt Allerorten, die sich immer wieder Teile anderer Städte einverleibt, sie ausnimmt, und dann in der nächsten Stadt zurücklässt. Vor 100 Jahren wurde so zum Beispiel Marzahn Teil Berlins — obwohl es ursprünglich eigentlich aus Bayern stammt!

Allerorten fälscht Erinnerungen, Urkunden, etc., damit die Leute glauben, die Stadtteile wären schon immer da gewesen, bzw. hätten nie existiert. Rixdorf gehörte früher in der Tat zu Böhmen, wurde kurzfristig aufgenommen, bot aber zu wenig und wurde zusammen mit Marzahn in Berlin ausgespuckt. Inzwischen hat Berlin es “fett” gemacht, und Allerorten hat jetzt doch Appetit…

Insgesamt ein fulminantes Abenteuer an dessen Ende die Heldengruppe die Wilde Jagd durch Allerorten wüten ließ und durch die ungeplante Vermischung des NeverNever mit dieser kosmischen Stadt letztere zerbrechen ließ.

Sehr schönes Spiel, und meine Verwendung eines sichtbaren Timers der die nächste Attacke auf Berlin ankündigte sorgte bei mehr als einem der Spieler stets für Nervosität. Generell hat sich meine Vorbereitung mit vielen Handouts ausgezahlt: Das Abenteuer besteht aus Listen von Orten, Leuten und Dingen, und dann hatte ich für alle dazu jeweils eine kleine Karte mit Bild und Name erstellt. Das hat mir bei der Vorbereitung enorm geholfen, weil ich so die Leute und Dinge auch direkt vor Augen hatte, und natürlich auch der Gruppe. 

Teilweise hatte ich die dann ad hoc zweckentfremdet (aus einem Bauarbeiter wurde so ein Mitarbeiter der Müllverbrennungsanlage). Dazu hatte ich auch eine Eskalationsleiter festgelegt, und grobe Regeln für das Ringen der Städte um Rixdorf — alles in allem ein gut vorbereitetes und schön abgelaufenes Abenteuer.

Freitag: Rückkehr nach Khazad-dûm

Blechpirat schickte uns mit Trophy Dark mit Balin und seinem Troß in die Minen von Moria, auf das wir dort elendig umkommen und die Gefährten des Ringes unsere Leichen finden können…

Wir spielten also um zu verlieren, hoffentlich episch, auf jeden Fall aber tragisch.

Auch hier ein recht simples und evokatives System. Die Mechanik der Light und Dark Würfel, die einen immer mehr in den Ruin führen um das Ende auf Kosten der Gefährten immer noch mal kurz hinauszuzögern setzt eine schöne Stimmung. Allerdings muss man die eigene Figur auch aktiv auf diesen Ruin hinspielen, sonst überlebt man womöglich länger und besser als erwartet…

Samstag: Against the Cult of the Hippie Commune

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https://www.youtube.com/watch?v=er4nbvW_ZCE

Ein Dungeon Crawl Classics Funnel mit Leuten, die sonst keine Dungeon Crawls spielen.

Levi Núñez, aka Loot the Body hat hier ein fulminantes Einstiegsabenteuer hingelegt, dass 1967 einen Mob Kleinstädter auf eine Hippie Kommune hetzt. Wer Dungeon Crawl Classic Funnels nicht kennt: Hier treten alle am Tisch mit jeweils einem Zoo von 4 0‑Level Charakteren an, und wer davon das Abenteuer überlebt, beginnt mit Level 1 die eigentliche Heldenreise.

Und ja, es wurde munter ausgesiebt. Man verlor den Gärtner an eine junge Hippie-Dame, der Bademeister wurde von einem Biker abgestochen, andere tranken die gepanschte Limonade, und beim Endkampf ging es dann so richtig rund.

Besonders spannend für mich war hier die Tatsache, dass die Gruppe mit ganz genreuntypischen Spielerwartungen herangegangen ist. Lange zweifelte man z.B., ob der Hippie-Kult tatsächlich gefährlich sei, und ob nicht der Auftraggeber die Gruppe hereingelegt hätte.

Und es ist positiv erstaunlich, was die Leute aus einem Haufen Zahlen und zufällig ausgewürfelten Alltags-Berufen an Charakter herausgeholt haben — da werden uns viele noch in Erinnerung bleiben. Das Modul ist schön gestaltet, hat einen eigenen Soundtrack (!) und natürlich eine Tabelle mit 100 passenden Hintergründen. An einigen Stellen ist es sehr auf Schienen, bzw. erwartet, dass die Gruppe einen bestimmten Weg nimmt, aber nichts davon stört wirklich.

Eines ist sicher: Da der Bösewicht entkommen konnte, wird es eine Fortsetzung für das Abenteuer geben.

Mit Hollowpoint als System.

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