Der Gründungsirrtum der Piratenpartei

Ich muss hier mal einen Irrtum aufklären. Einem Irrtum, dem sogar viele Piraten aufgesessen sind, auf jeden Fall aber auch fast alle hauptberuflichen Autoren die sich kritisch zur Piratenpartei äußern.

Liebe Piraten, das wird jetzt einigen von Euch weh tun, muss aber dringend gesagt werden: Die Sache mit dem Urheberrecht ist überhaupt nicht das Kernthema und erst recht nicht die Kernkompetenz der Piratenpartei.

Liebe Autoren, Musiker, Filmemacher und sonstige Leute, deren Beruf es ist, Inhalte zu schaffen: Es gibt da auch gar nicht die ernsthafte Forderung, dass alles ständig und überall kostenlos legal kopiert werden muss.

Die Piratenpartei ist keine Filesharer-Partei, sie hat nur in der Filesharing-Szene ihre diffusen Anfänge.

Kernkompetenz und Thema der Piratenpartei sind eher so Sachen wie Bürgerrechte, Bildung, politische Transparenz, Basisdemokratie und Netzpolitik. Vieles davon sind Sachen, die bei der Frage, wie man Urheber- und Verwertungsrechte in Hinsicht auf die Realitäten des Internets bewertet nicht ganz unwichtig sind.

Aber ja, vom eigentlichen Themenkomplex Urheberrecht haben wir im Grunde kaum Ahnung.

Nicht, weil wir zu dumm oder uneinsichtig dafür sind, sondern weil das Thema verflixt kompliziert ist, nicht zuletzt wegen der mannigfalten internationalen Verflechtungen.

Dazu kommt, daß jeder Diskussionspartner mit einer anderen Agenda oder Vorstellungen an den Tisch kommt. Natürlich haben viele Inhaltsschaffende eine konkrete Angst, dass man ihnen bei einer Rechtsreform die Lebensgrundlage entziehen könnte. Weist man dann auf die Realitäten und Konsequenzen des Internets hin, wittern sie einen persönlichen Angriff und erklären die Partei pauschal erst einmal für „unwählbar“. Verständlich, aber leider nicht hilfreich.

Also: Angenommen, die Piratenpartei säße plötzlich in der Regierung und könnte echte Gesetze beschließen. Dann wäre eine Änderung des Themenkomplexes Urheberrecht so ziemlich der letzte Brocken der angefasst würde. Und wenn er dann angefasst wird, dann wird das transparent und mit echten und zahlreichen Mitsprachemöglichkeiten der Betroffenen geschehen.

Die Piratenpartei ist hinsichtlich des Themenkomplexes „Urheber- und Verwertungsrechte“ nur einer Überzeugung: Der, dass der derzeitige Stand nicht die Realität abbildet und zukünftiges kreatives und wissenschaftliches Schaffen eher behindert als fördert.

Und deswegen ist die Sache mit dem Urheberrecht weder Kernthema noch Kernkompetenz der Partei.

NDR, Piraten, Reaktionen

hui… ich hätte nicht gedacht, dass mein kurzer Post zu dem NDR-Bericht soviel Wind in meinen Kommentaren erzeugt. Und auch der NDR selbst reagiert: Piratenpartei: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Quintessenz der Reaktion: Die Piraten sollen sich mal nicht so haben, bedingungslose Sympathie gibt’s halt nicht, und Satire wird eben auch nicht vorher angekündigt, siehe Extra3.

Autsch. Also, diesen Beitrag mit Extra3 zu vergleichen ist ja schon dreist. Und Satire setzt eben auch voraus, dass man da etwas satirisches zu sagt, man mehr macht, als einfach nur peinliches Material zu senden. Ich bin ein großer Freund der Satire, und wage sogar zu behaupten, dass die meisten Piraten über einen gut gemachte Satirebeitrag über all die Pirateneigenheiten herzlich lachen werden.

Das war aber keine Satire, das war auch gar nicht lustig, das war Fremdschämen und Peinlichkeit. Zumal ein guter Teil der dargestellen Peinlichkeiten ja nun auch erst durch das Drehteam erzeugt wurde. („Drehen wir doch im Keller, da ist es besser, und wir zeigen auch nicht den Hintergrund“)

Es ist also schlechtes Fernsehen. Ich konnte da nicht drüber lachen — nicht weil Piraten doof dargestellt werden, sondern weil der Beitrag schlicht nicht lustig ist. Wie auch in meinen Kommentaren angemerkt wurde: Schaden wird das den Piraten sicherlich nicht.

Zum Schluss meine Bitte an all die, die sich mit Humor und Satire auskennen: Bitte macht mal eine richtige Satire über die Piratenpartei. Angriffsflächen gibt es da genug, sei es die innerparteilichen Debatten, die Gendersache und was weiss ich nicht noch alles. Und seien es auch nur "lustige Fotomontagen", wie hier bei Extra3.

 

objektive Berichterstattung — oder auch nicht.

also, sowas geht ja nun ü‑ber-haupt nicht. Schaut mal hier beim NDR. Oh wie lustig, inkompetente Möchtegernpolitiker im Hobbykeller.

Und dann lest den offenen Brief von Jonathan Maurer, der bei dem Interview dabei war:

Damen und Herren des NDR,
sehr geehrte Leser (geschlechtsneutral),

vorab sei gesagt, daß dies hier meine private, persönliche Meinung als Mitglied der Piratenpartei Bremen darstellt und nicht die Meinung der Piratenpartei Bremen ist.

Am Montag, 10.10.2011 durften wir Piraten in Bremen ein Team von Ihnen in unserer Geschäftsstelle begrüßen.

Sie waren freundlich, nett, haben viele Fragen gestellt und auch viele freundliche Antworten erhalten. Sie wurden höflich behandelt und selbst nachdem wir den Stammtisch eigentlich schon beenden wollten haben wir uns noch ein paar Themen gesucht über die wir sprachen, damit das TV-Team noch etwas mehr Bild- und Tonmaterial bekommt.

Die Interviews wurden auf Bitte Ihres Teams in unserem Materialkeller geführt, da dort mehr Ruhe war als in der anspruchsvoll gestalteten Geschäftsstelle selbst, wo sich zum Zeitpunkt des Eintreffens noch ca. 30 Personen aufhielten und es unten ruhiger war. Es wurden noch Flaggen aufgehangen um etwas anderes im Hintergrund zu haben als die nackte Wand, der Kameramann hat, zumindest bei einem Blick von mir durch den Sucher, auch schön auf Portrait gezoomt, sodass ausschliesslich der Oberkörper und Kopf vor den Flaggen zu sehen war.

Mitglieder des Vorstandes wurden über einen längeren Zeitraum interviewed, es gab einige Fragen von Ihnen und viele Antworten von uns — zu jedem Thema.

Die Bitte, ob wir die Rohdaten der Sendung erhalten könnten wurde von Ihrer Reporterin negativ beschieden, jedoch können wir gerne einen Mitschnitt der Sendung selbst erhalten​.So weit, so gut.

Ich habe mir Ihre Ausstrahlung am gestrigen Abend angesehen. Was Sie aus dem vorhandenen Material, welches über 1,5 Stunden beinhalten dürfte, in die 2:42 Minuten geschnitten haben ist in meinen Augen eine Respektlosigkeit sondergleichen, meine Enttäuschung über Ihren Sender, welchen ich bislang als seriös eingestuft habe, ist kaum in Worte zu fassen.

Zu etwaigen Kritikpunkten über uns:
Richtig ist, daß wir keine Medienprofis sind. Noch nicht.

Richtig ist auch, daß wir alle, ausnahmslos alle, die Tätigkeiten bei der Piratenpartei ehrenamtlich ausüben.

Ebenfalls korrekt ist, daß wir nicht spontan direkt über jeden Punkt in unserem sehr umfangreichen Programm Auskunft geben können, wollen und werden.

Richtig ist ebenfalls, daß wir Fehler gemacht haben: keine Fragen bei Ihnen eingefordert, nicht selbst den Ort der Interviews vorgegeben, nicht die Sendung vor Ausstrahlung geprüft und die Ausstrahlung ggf. untersagt.

Nun zur Kritik an Ihnen:
Richtig ist, daß wir keine Informationen vorab hatten, welche Fragen gestellt werden. Eine Sache, welche die Höflichkeit gegenüber dem Gesprächspartner im Regelfall gebietet und von Ihnen (wissentlich und absichtlich?) ignoriert wurde. Danke dafür.

Richtig ist ebenfalls, daß wir nicht darauf bestanden haben, die Interviews in unseren Geschäftsräumen zu führen, sondern aus Höflichkeit Ihrem Team gegenüber der Bitte Ihres Teams entsprochen haben, diese im Keller zu führen, da es dort ruhiger ist. Dies wurde von Ihnen respektlos und unhöflich negativ ausgeschlachtet. Seriös ist das nicht.Ihr Team bat um mehr Zeit und Unterstützung für weiteres Bild- und Tonmaterial. Wir haben uns, obwohl wir den Stammtisch ansich für den Abend beenden wollten, erneut zusamengesetzt und über weitere Themen unterhalten. Welche genau dürften Sie sehr gut wissen — es sei denn es haben unfähige Praktikanten diesen Beitrag zusammengestellt, geschnitten und die Redaktion gepennt. Unfähig, ehrlos, respektlos, unhöflich, unseriös.

Unglaublich, daß soetwas vom NDR kommt, bei gewissen privaten Sendern kann man mit soetwas rechnen, selbst von Amateuren bin ich jedoch besseres gewohnt. Ihr Beitrag strotzt vor Unhöflichkeit und unseriösem inkompetentem Journalismus.

Wir haben Ihr Team freundlich und höflich behandelt und so wird es gedankt? Ein Fehler, der mir persönlich sicher nicht erneut unterlaufen wird.

Zugegeben, ich bin einfacher Pirat und auch ganz zufrieden damit. Die Entscheidung über weitere Maßnahmen zu diesem Faux-Pas des Journalismus steht anderen zu. Für mich kann ich nur sagen, daß ich den NDR zukünftig meiden werde.

Gez.

Jonathan Maurer
Mitglied der Piratenpartei Bremen

Und da fragen sich manche, warum Leute den öffentlichen Rundfunk nicht leiden können…

Namensschilder, tödlich gefährlich.

Fefe zitiert genüsslich aus der neuesten Pressemitteilung der Deutschen Polizeigewerkschaft:

Die DPolG Berlin warnt überdies vor den gefährlich scharfkantigen Namens- oder Nummernschilder „. Damit können ohne weiteres Kolleginnen und Kollegen lebensgefährlich verletzt werden.

Das Ganze illustrierten die Jungs dann auch auf einer Pressekonferenz indem sie ein Eisbein mit dem Namensschild anschnitten. Kein Witz. Und 1. April ist auch nicht.

Liebe Deutsche Polizeigewerkschaft,

wie bitteschön soll ich Euch jemals wieder ernst nehmen können? Ganz ehrlich, das kann ich jetzt nicht mehr. Wie in #offtopicana so schön gesagt wurde:

Wenn sich Polizisten mit einem Namensschild gegenseitig umbringen möchte ich bitte, dass denen die Waffe weggenommen wird…

Mir fallen da zwar wirklich noch viele-viele böse Witze ein, aber nichts, aber auch rein gar nichts konstruktives mehr. Seht es endlich ein, dass der Rechtsstaat jetzt auch bei der Polizei ankommt. Anderen Zielgruppen würde ich jetzt sagen „geht bitte sterben“, aber ich fürchte, Ihr versteht das dann falsch…

Eine Bitte an alle Medien, egal ob Blogs, Fernsehen, Zeitungen, Radio, whatever: Bitte bitte verbreitet diese Pressemitteilung und zeigt ganz doll hämisch mit dem Finger drauf.