Datenschutztheater

Isotopp hat einen neuen Lieblingsfeind: Das Datenschutztheater der deutschen Datenschützer. Recht hat er ja…

Passend packt er die meisten dieser Beiträge in die Kategorie Spackeria, und  zeigt damit wirksam auf, worum es dieser „angeblichen Post-Privacy“-Gruppierung wirklich geht: Datenschutz endlich wieder als das wahrnehmen, worauf es eigentlich ankommt, und dabei die alten Zöpfe abzuschneiden.

Nicht „jeder soll alles wissen!11elf“, sondern eine Rückbesinnung darauf, was wirklich zu schützen ist, was sich überhaupt schützen lässt, wie man es dann auch schützen kann, und vor allem: Warum man etwas schützen will bzw. muss. Gerade letztere Frage wird viel zu selten gestellt, und ist doch so immens wichtig für die Entwicklung einer Gesellschaft…

Altersversorgung, Funktion von Spielregeln

Ein gutes Rollenspielregelsystem zeichnet sich ja unter anderem dadurch aus, dass die Regelmechaniken bestimmte Verhaltensweisen fördern. Wenn ich möchte, dass die Spieler möglichst viel eigene Ideen und Details ins Spiel bringen, dann belohne ich das mittels Gummipunkten oder sonstigen Vorteilen für ihre Charaktere. Solche Regelwirkungen sind den Spielern manchmal sehr, manchmal gar nicht bewusst. Aber selbst die Unbewussten wirken häufig erstaunlich gut.

Etwas ähnliches passiert (ziemlich indirekt) mit der Altersversorgung. Lange Zeit wurde ja die umlagenfinanzierte Rente als das Mittel der Wahl angesehen — die aktuellen Generation zahlt die Rente der vorherigen direkt. Da wird kein Geld angespart, keine Investition getätigt.

Seit geraumer Zeit wird dann ja eher eine anlagenbasierte Altersversorgung propagiert, meistens auf der Basis von Aktienfonds und ähnlichem.

Was hat das mit den Spielregeln zu tun?

Ganz einfach: Hängt mein (jetziges oder späteres) Auskommen von einer umlagenfinanzierten Rente ab, dann habe ich ein lebhaftes Interesse daran, möglichst viele sozialversicherungszahlende Arbeitnehmer in meinem Land zu haben.

Habe ich hingegen eine anlagenbasierte Rente, dann schaue ich eher auf den vielberüchtigten Shareholder Value. Und da meine Anlagenfonds sicherlich die Investments stets anpassen, sind mir langfristige Unternehmensziele oder die Frage, ob da Arbeitnehmer (außer mir selbst) was verdienen eigentlich Banane.

So, und jetzt fragt Euch mal selbst, welche Spielregel besser für eine prosperierende Gesellschaft ist.

Umgang mit Mindermeinungen — politische Diskussion für Dummies

Dass man in einer Gruppe von Menschen einmal solche findet, die eine andere Ansicht zu irgend etwas haben, als man selbst, ja vielleicht sogar eine andere Ansicht als die Mehrheit dieser Gruppe, das kommt vor.

Und das ist nicht schlimm. So gar nicht, jetzt ehrlich nicht.

Schlimm wird es, wenn die eine oder andere Seite deswegen anfängt, auf der jeweils gegenüberliegenden Seite verbal oder sogar tatsächlich herumzuhacken.

Also, wenn zum Beispiel Neonazis Asylantenheime anzünden, weil ihnen dieselben nicht gefallen.

Oder wenn irgendwelche selbsternannten Piraten auf einen sachlichen und ergebnisoffenen Artikel, der im Endeffekt nach mehr Toleranz und einer besseren Welt ruft, mit „die müsste man mal bummsen“ oder ähnlichen Beschimpfungen (caveat: Ich bin gerade zu faul, Links zu den eigentlichen Beleidigungen herauszusuchen. Ich finde aber auch, dass man die nicht noch extra verlinken muss) reagiert.

Also, sowas, sowas ist schlimm. Und ja, ich packe beides in die gleiche Schublade. Wer eine andere Meinung nicht leiden kann, der soll sie bitte entweder ignorieren, sachlich zerpflücken, oder einfach nur kundtun, dass er diese Meinung nicht teilt. „Immer feste druff!“ war noch nie das geeignete Mittel, um andere dazu zu bewegen, doch bitte von ihrer Meinung abzurücken.

Selbst wenn die Meinung wirklich widerwärtig und so ist (was Julias im Übrigen mitnichten ist. Meiner Ansicht nach sogar im Gegenteil!): Im besten Fall reden sie danach über diese Meinung nur noch im Geheimen, im schlimmsten Fall wird die Gegenseite radikalisiert, in die Defensive gedrängt und geht irgendwann eben auch zum offenen Angriff über.

Wie gehen wir also mit Mindermeinungen am besten um? Zuerst einmal sollte man sich Mühe geben, sie zu verstehen. Das muss nicht mit jeder Äusserung neu geschehen, aber zumindest ein einziges Mal, so dass man für zukünftige Begegnungen mit der gleichen Ansicht gewappnet ist. Hat man die Mindermeinung nun also inhaltlich durchdrungen und verstanden, dann hat man (so man sich diese Mindermeinung nicht plötzlich auch selbst zu Eigen gemacht hat) hoffentlich auch ausreichend Gegenargumente gesammelt.

Diese gesammelten Gegenargumente kann man nun sachlich und hilfreich dem Vertreter der Mindermeinung darlegen. Im Idealfall gibt besagter Vertreter jetzt weitere Ausführungen zu Protokoll, man reagiert mit neuen Argumenten, und trifft sich vielleicht irgendwo, und neue Erkenntnisse werden gewonnen, wir alle haben gewonnen. Vielleicht überzeugt sogar die eine Seite die andere vollends. Dann hat die andere Seite übrigens nicht „verloren“, sondern nur neue Ansichten gewonnen — sowas ist zu begrüßen, ehrlich, und kein Grund zur Schande.

Aber der Idealfall tritt nicht immer ein: Manchmal sind Ansichten nicht miteinander vereinbar, die eine oder andere Seite nicht lernfähig, zu starrköpfig oder gar zu doof, um von der eigenen Ansicht abzurücken. An dieser Stelle bitte Obacht! Aus der eigenen Perspektive ist nicht immer klar, welche Variante für das Scheitern des Meinungsaustausches genau verantwortlich ist. Ja, es kann sogar sein, dass man selbst zu doof oder nur zu starrköpfig ist.

Daher sollte es die Höflichkeit gebieten, jetzt nicht doch noch den Hammer herauszuholen. Erklärt stattdessen, dass Ihr mit der dargebotenen Ansicht nicht einverstanden seid, und, sofern keine neuen Erkenntnisse geliefert werden, belasst es dann dabei. Geht einfach weg, macht Euer eigenes Ding weiter, und ignoriert die Mindermeinung. Geht nicht davon aus, dass die Gegenseite Euren Argumenten zugänglicher wird, nur weil ihr sie x Mal wiederholt, lauter werdet oder Eure Argumente gar in Schimpfworte kleidet.

Das funktioniert nicht.

Nochmal: Das funktioniert nicht.

Das einzige, das Ihr damit bewirkt, ist dass Ihr wie die Schulhofschläger dasteht. Wollt Ihr das wirklich? Feilt lieber an Euren Argumenten, verbessert sie, macht die Beispiele anschaulich, schaut Euch immer wieder die Argumente der Gegenseite an und widerlegt sie.

Nicht um die Gegenseite zu überzeugen, sondern um zu verhindern, dass auch Andere der Gegenseite folgen. Geht zu anderen, noch nicht überzeugten von der einen oder anderen Seite, und immunisiert sie mit Euren Argumenten. Damit wird die Mindermeinung dann, so Eure Argumente tatsächlich besser sind, schlußendlich aus dem Memepool gedrückt. Die Gegenseite selbst habt Ihr ja offensichtlich nicht überzeugen können, da ist also jedes weitere Wort vergebene Liebesmüh. Wenn Ihr da weiter die Gegenseite beackert füttert Ihr entweder nur noch Trolle, oder werdet eben selbst zu Trollen. Beides nicht unbedingt erstrebenswert, oder?

Also, nochmal zusammengefasst:

  1. Ihr seht jemanden mit einer Mindermeinung
  2. zuhören, durchlesen, verstehen.
  3. Kontrollieren, ob man die Mindermeinung wirklich verstanden hat.
  4. Gegenargumente auflisten und verstehen
  5. Vertreter der Mindermeinung sachlich und freundlich mit den Gegenargumenten konfrontieren
  6. Schleife von 2. bis 5. bis entweder ein Konsens gefunden wurde, oder die nicht-Konsensfähigkeit festgestellt wird.
  7. Andere als den Vertreter der Mindermeinung mit den Gegenargumenten memetisch immunisieren. Vertreter der Mindermeinung freundlich ignorieren.

Ist doch gar nicht so schwer, oder?

Innere Sicherheit verstärken, jetzt!

War ja klar, kaum gab es irgendwo einen Anschlag, kommen die Innenpolitiker aus ihren Löchern und stellen Forderungen. Vorratsdatenspeicherung, Überwachung, Kameras, whatever.

Hier mal ein paar Forderungen, die ich sehr lange nicht gehört habe, die ich aber quasi sofort mittragen würde:

  • Mehr Polizisten auf die Straße. „Bürgenahe Beamte“ nennt man sowas. Während meines Zivildienstes konnte ich so einen mal kennenlernen. Den Namen hab ich leider vergessen, aber es war ein sehr netter und freundlicher Mann, der so einmal die Woche im Freizeitbereich des Altenheims aufschlug, mit uns einen Kaffee trank und kurz versicherte, dass alles sicher sei, und auch gerade keine Einbruchserien vermeldet wurden. Warum man solche Leute erst in einem Altenheim kennenlernt ist wohl auch so ein Symptom unserer Gesellschaft.
  • Mehr Polizisten überhaupt. Die sind doch eh schon alle überarbeitet, insofern kann das sicher nicht schaden. Alleine der notwendige Papierkram…
  • Mehr Gehalt für Polizisten. Die machen nämlich einen wirklich wichtigen Job, bei dem sie mit allerhand Kram konfrontiert werden, der mir persönlich schon zuviel wäre.
  • Bessere Polizisten. Nicht, dass die jetzigen schlecht wären (ich kenne zu wenig um das wirklich zu beurteilen), aber wenn man mal regelmäßig z.B. das Lawblog liest, oder die jüngsten Vorfälle in Dresden, dann kann man an der Qualität sicher noch schrauben. Also, besser ausbilden, besser kontrollieren, besser motivieren.
  • Bessere Ausrüstung für die Polizisten. Also, Hubschrauber die Benzin haben, Computer, die den Begriff „modern“ auch verdienen, und so weiter. Also, Ausrüstung, die tatsächlich von der bestehenden Mannschaft gebraucht und verwendet wird. Nicht Kameras und so Zeugs, dass erst mal noch mehr Manpower braucht, damit man überhaupt was damit anfangen kann.

Wie gesagt. Keine dieser Forderungen hört man derzeit in der Politik. Schade eigentlich…