Dieter Nuhr und die Piraten

Dieter Nuhr hat sich letzte Woche auf seiner Seite über den Wahlkampf und dabei auch über die Piratenpartei ausgelassen:

Sie haben Angst, dass man im Internet in Zukunft vielleicht keine Musik mehr klauen darf. Und dass man Kinofilme nicht mehr für lau vor dem Kinostart runterladen kann. Oder Kinderpornografie. Und das wäre ja schrecklich. Das wäre das Ende der Freiheit.

Dieter Nuhr ist, dass sollte man beim Lesen solcher Sätze im Kopf behalten, Kabarettist, oder Comedian, wie man heutzutage sagt.

Das bedeutet, dass er manchmal übertreibt, pointiert, oder sogar lügt, wenn es seiner Sache dient. Im Normalfall weiss das jeder, der einem Kabarettisten bei seinem Bühnenauftritt zuhört.

Im Internet vergessen manche Leute sowas gerne mal.  (Wühlt Euch beispielhaft mal hier durch. Ist aber auch viel kluges bei)

Schlimm ist, wenn es wahr ist, aber das hier:

Neuerdings beweisen auch die Piraten durch Drohungen, Beleidigungen und Nötigung, dass sie alles sind, aber keine Partei für zivilisierte Wähler. Es gibt einen großen Haufen adrenalingesteuerter Radikalgeiferer.

Das wäre wirklich schade. Die betreffenden Leute sollten sich was schämen! Wenn tatsächlich der Löwenanteil der Reaktionen aus „Drohungen, Beleidigungen und Nötigung“ bestand, wurde die Chance auf einen Dialog sauber verbaut. (Viel zu viele Piraten und Piratenfreunde sehen sich meiner Ansicht nach eh viel zu sehr in der Defensive. Werdet mal locker, und lernt Gegenmeinungen und „feindliche“ Polemik im Zweifelsfall gepflegt zu ignorieren.)

Ich habe Herrn Nuhr ja übrigens auch angeschrieben. Trotz meines Verständnis für Satire, obwohl ich es doch eigentlich als Ritterschlag ansehen sollte, wenn ein hochkarätiger Kabarettist sich der Piratenpartei annimmt:

Hallo Herr Nuhr,

bitte nicht von der Absenderadresse irritieren lassen — diese Domäne (orkpiraten.de) gibt es deutlich länger als die Piratenpartei, und hat namentlich eigentlich nichts mit ihr zu tun. :-)

Ein Mitglied dieser Partei bin ich trotzdem, sogar schon seit 2006. Gleichzeitig mag ich Satire, Humor und Comedy, daher verstehe ich natürlich auch, dass Ihr Tagebuch ja auch als solches mitverstanden werden will. Und jede Öffentlichkeit ist ja angeblich auch gute Öffentlichkeit. Aber es gibt auch Grenzen:

Die Piratenpartei will kein Geld, keine endlosen illegalen Downloads, keine Kinobesitzer in die Pleite treiben, und sie will auch garantiert keine Kinderpornographie im Internet. Und das letztgenannte ist meine persönliche Grenze; es sind schon erste Infostände von uns tätlich angegriffen worden. Nur weil verirrte Seelen meinen, die Piratenpartei sei eine Bande Kinderschänder in bunten T‑Shirts. Traurig, aber wahr.

Ich persönlich glaube, dass sie die Ideen hinter der Piratenpartei gut finden (würden). Vielleicht können wir ein wenig miteinander plaudern, sei es per Email, Telefon oder auch persönlich, und ich erzähle Ihnen ein wenig mehr über unsere Partei?

bye,
JollyOrc

PS: Ich habe übrigens kein Amt in der Partei, und das ist keinerlei Aufforderung den Tagebucheintrag zu ändern, ergänzen, oder ähnliches. Ich bin auch nicht böse oder so, versprochen!

Ich glaube, dass ich ohne Drohung, Beleidigungen oder Nötigung ausgekommen bin, ja recht freundlich war. Als Antwort gab es bisher übrigens nur einen Autoresponder, in dem Dieter Nuhr auf sein allgemein hohes Mailaufkommen verweist und verspricht alle Mails zu lesen, aber nicht auf alle zu antworten. Das glaube ich ihm auch unbesehen. Ich hoffe nur, dass ihm dadurch auch klar wird, dass es die Piratenpartei wirklich ernst meint, und nicht aus Spinnern besteht.

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