Gläserne und blickdichte Pipelines

Auf Carta wird über den Unterschied zwischen privater Kommunikation und Publikation nachgedacht, und die Frage aufgestellt, ob Google und die Telekom nicht die „neuen Verleger“ seien. Das ist keine dumme Frage, und zeigt schön auf, daß das Internet hier tatsächlich einige Rollen neu verteilt.

Aber, es wird mit einem absolut untauglichen Vergleich erklärt:

Aber kann man das Internet generell mit einer […] – vergleichen? Beim E‑Mail-Verkehr ist das unstrittig. Da kommuniziert eine Person mit einer anderen, und keine dritte Person soll mitlesen. Hier gilt […] das Post- und Fernmeldegeheimnis. Doch in weiten Bereichen des Internet kann (und soll) jeder sehen, was durch die Pipelines fließt – weil die Pipelines gläsern sind. Und sie sind absichtlich gläsern, denn das Netz soll jedem die Möglichkeit eröffnen, mitzulesen, mitzusehen, mitzuhören und mitzureden.

Uhm… nein. Ich bitte inständig darum, diese fehlerhafte „Leitungs“-Analogie endlich fachgerecht zu entsorgen. Selbst wenn ich einen Inhalt über das Internet veröffentliche, selbst wenn ich andere dazu auffordere über diesen Inhalt zu diskutieren, dann mache ich damit den Transportweg immer noch nicht gläsern!

Niemand stellt „gläserne Pipelines“ irgendwem zur Verfügung. Auch Google und die Telekom nicht. Sie stellen zunehmend Inhalte bereit. Sie hängen quasi Zeitungsseiten ins Schaufenster. Und sie gestatten anderen, kleine gelbe Notizzettel an diese Zeitungsseiten zu heften, oder sie zu vervielfältigen, mein eigenes Schaufenster daneben zu stellen, oder sogar, mein Schaufenster mit einer Bretterwand zuzunageln und nur bestimmten Personen zu erlauben dahinterzuschauen.

Wie diese Inhalte zu mir kommen, über welchen Transportkanal genau, wie häufig, von wo, wie lange, etc. all diese Informationen haben aber nicht gläsern zu sein. Die will ich nicht verbreitet wissen. Wenn es nach mir geht, sollen bitte alle Pipelines blickdicht bleiben — das ist ja auch der Grund, warum gegen die Vorratsdatenspeicherung geklagt wird, die würde nämlich alle Leitungen ohne Not verglasen…

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