Liebe Medien, wir müssen reden.

Die Sache um Jörg Tauss köchelt ja gerade mal wieder hoch: Einerseits ist der Mann nicht mehr Mitglied (und auch sein neuer Mitgliedsantrag wurde abgelehnt) andererseits hilft er beim Plakatekleben und ist auf Parteitagen als Gast anwesend. Die immer wieder gehörte Aussage hier ist „Die Piraten müssen sich jetzt entscheiden“.

Nein, müssen wir nicht.

Liebe Medien, versteht bitte, dass die Piratenpartei in Landes- und Bezirksverbände gegliedert ist. Versteht bitte, dass auch nicht-Mitglieder einfach so auf den allermeisten Veranstaltungen der Partei dazustoßen können. Versteht bitte, dass einige Piraten schon bei der Erwähnung seines Namens das Schütteln kriegen, andere ihn aber für „moralisch unschuldig“ und einen tollen Kerl halten. Ich weiss, das ist schwer auseinanderzuhalten, und passt nicht in das schöne schwarz-weiss-Schema.

Und fragt nicht die Berliner Lokalpolitiker nach Dingen die in Mainz stattfinden — das ist ein anderer Landesverband, dem die nicht reinreden können und werden. Selbst der Bundesvorstand hat nur eingeschränkte „Macht“ über die Landesverbände.

Tauss selbst nutzt genau diese Ambivalenzen übrigens taktisch hervorragend aus: Er sonnt sich in den Solidaritätserklärungen einiger und zeigt dann vorwurfsvoll auf diejenigen, die ihn nicht in der Partei haben wollen, insistierend, dass diese sich doch moralisch zweifelhaft verhalten würden, nur weil sie nicht ihren mit-Piraten übermäßige Vorschriften machen wollen.

Und dass ist auch der Hauptgrund, warum ich ihn mittlerweile überhaupt nicht mehr in der Partei oder in ihrem Umfeld sehen mag. Weil ich genau dieses Verhalten menschlich nicht ausstehen kann, selbst wenn ich seine Version von der „ich wollte doch nur ermitteln“-Geschichte damals glauben würde.

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