Nivea, kalte Waschlappen und Eiskrem

Wenn ich als Kind bei meiner Omi übernachtete, roch es abends immer nach Nivea. Denn es gehörte zu ihrem allabendlichen Pflegeritual sich das Gesicht dick damit einzucremen. Davon ließ sie sich nie von abbringen, und ich war irgendwie stets davon überzeugt, dass meine Omi alleine wohl mindestens die Hälfte der Beiersdorfer Jahresproduktion verbraucht hat.

Bei meiner Omi zu übernachten war immer toll: Wir bekamen Geschichten vorgelesen, durften den gemusterten Teppich als Straßennetz für die Matchbox-Autos zweckentfremden und es gab auch immer eine Tafel Schokolade.

Nur das Aufwachen am nächsten Morgen war gemein: Omi bestand nämlich darauf, uns gleich, also noch im Bett, mit einem eiskalten Waschlappen abzureiben. Hält sicherlich gesund, aber eine heiße Dusche ist mir immer noch zig mal lieber.

Am Donnerstag hat sie dann im Bett des Veteranenheimes mit Genuss noch einen ganzen Becher Eiskrem verdrückt. Seitdem gar nichts mehr, sie hat jegliche Nahrung abgelehnt.

Und heute, um 14:50 hat sie dann auch aufgehört zu atmen. Augenscheinlich ohne Mühe, und ohne Leid.

Schau mal, wie glatt ihre Haut immer noch ist“, meinte meine Mutter anschließend zu mir. „Ja, das verdankt sie sicherlich all der Hautcreme.“ antwortete ich.

Ich werde Dich vermissen Omi.