Gelesen: Anonym im Netz

Jahrelanges hartes Bloggen hat sich ja endlich für mich ausgezahlt: Open Source Press hat mir freundlicherweise ein kostenloses Rezensionsexemplar von Jens Kubieziels Buch “Anonym im Netz” zukommen lassen.

Das Thema ist ja durchaus relevant, selbst wenn die Vorratsdatenspeicherung gekippt bleiben sollte gibt es genügend Gründe Remailer, Anonymizer und ähnliche Werkzeuge zu benutzen.

Jens Kubieziel bietet einen schönen Überblick über die verfügbaren Werkzeuge, ihre Stärken & Schwächen und erklärt auch, wie man sie in Betrieb nimmt und im Alltag anwendet.

Leider hat er sich anscheinend nicht für eine Zielgruppe entscheiden können. So bekommt man auf der einen Seite Schritt-für-Schritt-Anleitungen die fast schon jeden Mausklick erklären, auf der anderen Seite werden aber komplette Linux-Konsolenkommandos ohne Kommentar auf den Leser losgelassen.

Dennoch: “Anonym im Netz” kann gut als Einstieg in das Thema wie auch als Nachschlagewerk für die einzelnen Werkzeuge benutzt werden. Es ist auch lobenswert, dass auch praktische wie rechtliche Risiken beleuchtet werden und es immer wieder Exkurse in die Historie des Themas gibt.

Stoppschilder — auch in der fernen Zukunft!

Ich bin ja bekennender Schundroman-Leser. Jede Woche kaufe ich mir am Kiosk den neuesten Perry Rhodan. Und seit die famosen Jungsvon Alligator Farm die „Perry - Unser Mann im All“ Comics weiterführen, habe ich die sogar im Abo.

Und Perry ist großartiger Schund: Die Comics sind eine liebevolle Hommage an die Heftserie. Anstatt einfach die Story mit Bildchen nachzuerzählen übernehmen die Autoren quasi willkürlich Handlungselemente, Figuren und Bezeichnungen und mischen sie zu etwas sehr eigenständigen Neuen zusammen. Und trotz der bunten Bilder, dem Sex und der Comic-Gewalt bleiben sie der Vision (wenn man denn PR eine solche zusteht) treu.

Und da Alligator Farm eben mehr ist als einfach nur Schund, scheuen sie auch nicht vor politischen Kommentaren zurück. Die Einleitung zum aktuellen Heft #138 enthält einen nicht zu knappen Seitenhieb auf Zensursula und Konsorten. Ursprünglich hatten Kai und Christian natürlich gehofft, dass das Thema bei Drucklegung nur noch Historie sei, aber so kann man sich irren

Hier, mit Dank an die Alligator-Farm Redaktion für Erlaubnis & Original-PDF-Datei, die entscheidenden zwei Seiten!

(Story: Kai Hirdt & Christian Hillmann, Layout: Till Felix, Zeichnungen: Rudi Martens, Vorkolorierung: Maikel Das, Endkolorierung: Nique Oelkers)

Nacktscanner & unser Kater

Bevor ich etwas zu den Nacktscannern sage, möchte ich Euch jemanden zeigen:

MerlinSleep

Das ist Merlin. Merlin ist einer unserer Kater. Er schläft gerne auf oder auch in gewaschener Wäsche. Vorzugsweise in unserer. Diese Vorliebe hat zur Folge, daß unsere Wäsche a) zerknittert und b) voll mit Katzenhaaren ist. Deshalb haben wir sie in den Kleiderschrank gelegt.

Katzensicher”.

Von wegen, seit geraumer Zeit hat Merlin wieder ungehinderten Zugang zu seinem Lieblingsschlafplatz. Dazu hakt er mit der Kralle unter die Schranktür und zieht sie auf. Das klappt selten beim ersten Mal: Die Scharniere der Schranktüren sind gefedert, und schließen eine losgelassene nicht ganz geöffnete Tür wieder.  Dabei macht die Tür dann so ein klapperndes Geräusch (sie besteht aus Aluminium, Holz und Milchglas, das bietet einen guten Resonanzkörper). Dieses Geräusch hört man des Nachts dann so ein bis zwei Dutzend Mal, bis Merlin es geschafft hat, durch den kurzfristig geöffneten Spalt hindurch in den Schrank zu schlüpfen.

Am Samstag habe ich die Türen mit Magnetschnappern versehen. Man braucht jetzt ein wenig mehr Kraft um eine Tür zu öffnen, und beim Antippen der Tür klappert es auch nicht mehr. Die Hoffnung war, daß Merlin da jetzt nicht mehr in den Schrank kommt.

Gestern Nacht, im Halbschlaf, murmelt die Freundin zu mir “ich glaub, er hat’s doch geschafft, ich hab da was gehört…”

Es kommt also eine langsame aber stetige Eskalation von Schranksicherungsmaßnahmen und Katertricks auf mich zu.

Mit dem Flugreiseverkehr und den Terroristen verhält sich das genauso: Die Sicherheitsbehörden haben sich in eine Eskalationsspirale mit den Terroristen begeben. Jedem neuen Angriff, egal ob versucht, vereitelt oder erfolgreich wird mit wildem Aktionismus begegnet: Mehr Kontrollen, schärfere Kontrollen, Mitnahmeverbote, noch mehr Kontrollen, Flugverbote, etc.

Und wie es bei Wettrüsten nun einmal ist: Es wird nie ein Ende haben. Jede Sicherheitsmaßnahme kann, genug Ambition und Aufwand vorausgesetzt, irgendwie umgangen werden. Und seien wir doch ehrlich, jemand, der bereit ist, sich selbst in die Luft zu sprengen, der hat mehr als genug Ambition, und kann häufig auch ausreichend Aufwand betreiben.

Im Ergebnis werden die Terroristen immer eine Möglichkeit finden, größtmöglichen Schaden anzurichten, egal was die Sicherheitsbehörden sich einfallen lassen. Und letztere spielen dabei den Terroristen vom ersten Moment an in die Hände!

Oberstes Ziel eines Terroristen ist es nämlich nicht, möglichst viele Menschen umzubringen. Deren Ziel ist es, Angst und Terror zu verbreiten. Und das ist ihnen anscheinend prächtig gelungen. Erfolgreiche Anschläge sind dafür gar nicht nötig.

Daher sind 99% der Sicherheitsmaßnahmen seit dem 11.9.9901 tatsächlich kontraproduktiv: Jeder wird konstant daran erinnert, daß er in Gefahr sei, daß die Terroristen immer und überall sein könnten.

Sicherheit sieht anders aus.

Und das ist der Grund warum ich Nackt ‑verzeihung- Körperscanner für Unsinn halte. Sie kosten viel Geld, Privatsphäre, Zeit beim Check-In und leisten… nichts! Jedenfalls keinen Gewinn an realer Sicherheit.

Das kann nur eine neue Politik im Umgang mit Nah- und Fernost und der Dritten Welt insgesamt leisten.