Gestern bei Thalia

Ich stöbere ja gerne durch Buchläden. Eigentlich will ich ja bei Thalia nicht mehr kaufen, die liegen aber so günstig auf der Achse Kunde — Hotel. Dafür sind sie so mies sortiert, daß ich da meistens ohne irgend ein Buch wieder herausmarschiere, insofern ist das schon ok.

Gestern konnte ich allerdings beim Stöbern einem Verkaufsgespräch lauschen — ein Ehepaar interessierte sich für den Sony Reader und Ebooks im allgemeinen. Hauptsächlich ging es um die Frage, wie man denn das Gerät im Urlaub mal eben schnell mit neuem Lesefutter betanken könne („Ja, da müssen Sie die Installations-CD mitnehmen, und dann im Internet-Café…“). Und dann wagten sie noch die Frage, ob man denn gekaufte Bücher weiterverleihen könne.

Die Verkäuferin versuchte tatsächlich den privaten Bücherverleih als „macht man ja eh nie“, „ist ja auch nicht gerecht!“ und ähnlichen Konstrukten abzutun — es solle doch bitteschön jeder sein eigenes Buch kaufen, egal ob auf Papier oder nur als Bits und Bytes, schließlich kaufe man kein Buch, sondern erwerbe nur eine Nutzungslizenz.

Man sieht also, die Lobbyarbeit hört nicht bei den Politikern auf, sondern durchdringt alle Glieder der Vermarktungskette. Das Ehepaar konnte übrigens dann doch keine Vorteile eines Ebookreaders erkennen, und verließ das Ladengeschäft genau wie ich — ohne einen Kauf getätigt zu haben.

Ich vermute jetzt einfach mal, sie werden woanders ein altmodisches Buch auf Papier kaufen, es lesen, an die Tochter verleihen und später vielleicht sogar auf Ebay verkaufen…

PS: Eigentlich wollte ich ja direkt auf den sehr guten Artikel „An der Kette“ von Birk Meinhardt verlinken. Aber auf jetzt​.de ist er nicht mehr, die SZ macht ihn nicht gerade einfach im Online-Archiv zu finden, und versteckt ihn zusätzlich hinter einer Paywall und verlangt dann noch happige 2 Euro Eintritt. Stattdessen verlinke ich lieber auf Konsumpf.de. Dort ist das kommentiert und es gibt Links auf alternative Berichte.

Review: Anathem

Im Urlaub habe ich ja den neuesten knapp-1000-Seiten-Wälzer von Neal Stephenson durchgearbeitet. Und glaubt mir, „gearbeitet“ war hier das richtige Wort, wenn es auch sehr vergnügliche Arbeit war.

Anathem spielt auf einer fremden Welt namens Arbre, innerhalb einer Gemeinschaft von mönchischen Gelehrten die sich meistens in einer toten (und aus unserer Sicht sehr fremden) Sprache unterhalten. Neal Stephenson hat sich die Mühe gemacht, jeden dieser fremden Begriffe in einer Art Schweinelatein zu präsentieren. Sprich: Alle naselang stolpert man über vertraut-klingende aber doch fremde Begriffe.

Dennoch taucht man innerhalb kürzester Zeit tief in die Welt von Arbre mit ihren Maths, den Fraas, Fids und Suurs, den Jeejahs, Aperts und Fetches ein. Die gewählten Begriffe ergeben ruck-zuck einen Sinn und auch die ständigen wissenschaftlichen Diskurse sind unterhaltsam geschrieben.

Trotz des teilweise sperrigen Formats und des anspruchsvollem Umfeld mag man das Buch nur sehr ungern aus der Hand legen, und bis zum Schluss gelingt es Mr. Stephenson immer noch einen draufzulegen.

Anathem ist ein wunderbares und spannendes Buch, das jeder Geek & Nerd lesen sollte.