Nacktscanner & unser Kater

Bevor ich etwas zu den Nacktscannern sage, möchte ich Euch jemanden zeigen:

MerlinSleep

Das ist Merlin. Merlin ist einer unserer Kater. Er schläft gerne auf oder auch in gewaschener Wäsche. Vorzugsweise in unserer. Diese Vorliebe hat zur Folge, daß unsere Wäsche a) zerknittert und b) voll mit Katzenhaaren ist. Deshalb haben wir sie in den Kleiderschrank gelegt.

Katzensicher”.

Von wegen, seit geraumer Zeit hat Merlin wieder ungehinderten Zugang zu seinem Lieblingsschlafplatz. Dazu hakt er mit der Kralle unter die Schranktür und zieht sie auf. Das klappt selten beim ersten Mal: Die Scharniere der Schranktüren sind gefedert, und schließen eine losgelassene nicht ganz geöffnete Tür wieder.  Dabei macht die Tür dann so ein klapperndes Geräusch (sie besteht aus Aluminium, Holz und Milchglas, das bietet einen guten Resonanzkörper). Dieses Geräusch hört man des Nachts dann so ein bis zwei Dutzend Mal, bis Merlin es geschafft hat, durch den kurzfristig geöffneten Spalt hindurch in den Schrank zu schlüpfen.

Am Samstag habe ich die Türen mit Magnetschnappern versehen. Man braucht jetzt ein wenig mehr Kraft um eine Tür zu öffnen, und beim Antippen der Tür klappert es auch nicht mehr. Die Hoffnung war, daß Merlin da jetzt nicht mehr in den Schrank kommt.

Gestern Nacht, im Halbschlaf, murmelt die Freundin zu mir “ich glaub, er hat’s doch geschafft, ich hab da was gehört…”

Es kommt also eine langsame aber stetige Eskalation von Schranksicherungsmaßnahmen und Katertricks auf mich zu.

Mit dem Flugreiseverkehr und den Terroristen verhält sich das genauso: Die Sicherheitsbehörden haben sich in eine Eskalationsspirale mit den Terroristen begeben. Jedem neuen Angriff, egal ob versucht, vereitelt oder erfolgreich wird mit wildem Aktionismus begegnet: Mehr Kontrollen, schärfere Kontrollen, Mitnahmeverbote, noch mehr Kontrollen, Flugverbote, etc.

Und wie es bei Wettrüsten nun einmal ist: Es wird nie ein Ende haben. Jede Sicherheitsmaßnahme kann, genug Ambition und Aufwand vorausgesetzt, irgendwie umgangen werden. Und seien wir doch ehrlich, jemand, der bereit ist, sich selbst in die Luft zu sprengen, der hat mehr als genug Ambition, und kann häufig auch ausreichend Aufwand betreiben.

Im Ergebnis werden die Terroristen immer eine Möglichkeit finden, größtmöglichen Schaden anzurichten, egal was die Sicherheitsbehörden sich einfallen lassen. Und letztere spielen dabei den Terroristen vom ersten Moment an in die Hände!

Oberstes Ziel eines Terroristen ist es nämlich nicht, möglichst viele Menschen umzubringen. Deren Ziel ist es, Angst und Terror zu verbreiten. Und das ist ihnen anscheinend prächtig gelungen. Erfolgreiche Anschläge sind dafür gar nicht nötig.

Daher sind 99% der Sicherheitsmaßnahmen seit dem 11.9.9901 tatsächlich kontraproduktiv: Jeder wird konstant daran erinnert, daß er in Gefahr sei, daß die Terroristen immer und überall sein könnten.

Sicherheit sieht anders aus.

Und das ist der Grund warum ich Nackt ‑verzeihung- Körperscanner für Unsinn halte. Sie kosten viel Geld, Privatsphäre, Zeit beim Check-In und leisten… nichts! Jedenfalls keinen Gewinn an realer Sicherheit.

Das kann nur eine neue Politik im Umgang mit Nah- und Fernost und der Dritten Welt insgesamt leisten.

Für Ersthundekäufer

Ich habs ja eigentlich nicht mit allgemeinen moralischen öffentlichen Appellen. In der Regel gehe ich davon aus, daß diejenigen, die mir zuhören da eh schon meiner Ansicht sind. Hier sehe ich das etwas anders, schlicht weil der Kauf von Haustieren häufig eben nicht Alltag ist.

Wir haben unserern Oskar beim Züchter gekauft. Bei der Auswahl des Züchters hat die geliebte Freundin ziemlichen Aufwand getrieben. Ganz billig war das Tupfenbündel auch nicht. Dafür konnten wir uns dann beim Züchter vor Ort in Ruhe umsehen, die Mutterhündin wie auch die Welpenstube in Ruhe begutachten, bekamen einen entwurmten und geimpften Hund mit einwandfreien Papieren — und sogar ein Jahr später noch Anrufe der Züchterin, die sichergehen wollte, daß es dem Hund bei uns gut geht.

Alternativ kaufen wohl immer noch viele Leute ihren Vierbeiner auf dem Wochenmarkt, auf Parkplätzen oder von „Billigzüchtern“, einfach weil sie dem Tierheimen oder einem „richtigen“ Züchter nicht so viel Geld in den Rachen werfen wollen.

Bitte, ratet allen von solch einem Vorgehen eindringlich ab, und lasst sie die folgenden drei Videos sehen. Ja, da schmalzt es immer wieder mal draus heraus, und ja, das ist mitunter etwas unappetitlich. Aber an der Sache ändert das nichts: Wer billig kauft, spart an der Gesundheit und dem Wohlergehen seines zukünftigen Hundes und zahlt später heftig drauf.

Wühltischwelpen nein Danke 2/3

Wühltischwelpen nein Danke 3/3

Pipelines & Netzneutralität, Nachtrag

In einem Kommentar auf Carta versucht Wolfgang Michal seine (von mir kritisierten) Aussagen noch einmal zu konkretisieren. Ursprünglich wollte ich direkt dort kommentieren, dann ging mir aber auf, dass das Thema weitreichender ist, als es zuerst den Anschein hat. Daher hier ein längerer Beitrag.

Wolfgang Michal schreibt:

Nichts anderes sage ich. Die Provider vermitteln den Nutzern den Zugang zum Internet, also zu allen damit verbundenen Nutzungsarten. Manchmal ist der Provider tatsächlich nur Durchleiter, manchmal de facto ‘Verleger’ von Inhalten.

Der Begriff „Provider“ ist besetzt für die reinen Zugangsanbieter. Nur diese sind der Netzneutralität verpflichtet. Google zum Beispiel ist (derzeit) aber eigentlich kein Zugangsanbieter, sondern ein Diensteanbieter. Gleiches gilt für PirateBay und Konsorten. Ich kann bei keiner dieser Firmen einen Internetanschluss buchen. Als Diensteanbieter sind diese Firmen damit auch anderen Verpflichtungen unterworfen.

Die Verteidigung von PirateBay lautete deshalb konsequent auch nicht, daß sie einfach nur blind Inhalte weiterleiten würden, sondern daß die von ihnen dargebotenen Inhalte legal seien — mit Netzneutralität hatte das nie etwas zu tun.

Interessanterweise haben T‑Online und Konsorten aber tatsächlich mehrere Hüte auf. Zum einen sind sie  Zugangsanbieter, das heisst sie bieten einfach eine Rampe ins Internet. Wie und für welche legalen oder illegalen Dienste ich diese Rampe nutze soll meinen Zugangsanbieter nicht interessieren, er soll sie einfach nur durchleiten.

Gleiches gilt auch für die Interconnect-Anbieter, also die Betriebe, die für die Verbindung zwischen meinem Zugangsanbieter und dem des eigentlichen Diensteanbieters zuständig sind.

T‑Online und Co sind zum anderen aber auch Diensteanbieter. Diese Rolle ist aber eigentlich losgelöst von ihrem Providerstatus zu betrachten. Als Diensteanbieter unterliegen sie natürlich allen Rechten und Pflichte wie sie auch auf zB dem Betreiber von carta​.info betreffen.

Aus dieser Vermischung von Dienste- und Zugangsanbietertum rührt dann auch die Aufregung über Netzneutralität: Es ist plötzlich für einen Zugangsanbieter zum Beispiel wirtschaftlich interessant, bestimmte Dienste auf seinen eigenen Leitungen zu bevorzugen — nämlich die, die er selbst in seiner Rolle als Diensteanbieter vermarkten will. Oder man nimmt andere Diensteanbieter in Geiselhaft, und macht deren Datenverkehr so lange langsamer, bis sie Geld bezahlen.

Das ist der Grund warum Netzneutralität so wichtig ist. Die neuen Rollen von Google & Co als Verleger sind eine ganz andere Baustelle. Keine minder bedeutsame, aber definitiv eine andere.

(Bitte zum Leseverständnis: Ich halte Wolfgang Michals Analyse, daß Google mehr und mehr eine klassische Verlegerrolle einnimmt für vollkommen richtig. Siehe auch Isotopps Ausführungen dazu. Aber im kritisierten Artikel wurden, sicherlich unbeabsichtigt, Begriffe und Schlagworte arg unglücklich miteinander vermengt.)

Springer macht jetzt Bezahlinhalte — na und?

Die online-Ausgaben vom Hamburger Abendblatt und der Berliner Morgenpost sind mehr oder weniger hinter einer Paywall verschwunden. Erklärt wurde das seitens Springer mit selbstbeweihräuchernden Worten und ein paar dahingeworfenen Dingen die man als Publikumsbeleidigung auffassen könnte.

Und natürlich passiert das, was Springer als das eigentlich beste interpretieren kann: Man regt sich auf, verlinkt, berichtet und schaut in Scharen bei den entsprechenden Seiten vorbei.

Wer weiß, manch einer hat sogar „aus Recherchegründen“ mal eben ein kurz-Abo abgeschlossen, um zu schauen wie es hinter der Paywall so aussieht.

Im Ergebnis sind sich alle einig: Springer hat sie nicht mehr alle, beleidigt grundlos seine verbliebenen Kunden, ist auch ansonsten in der Steinzeit zurückgeblieben und wird binnen kurzer Zeit am gleichen Hungertuch wie die Musik- und Filmindustrie nagen.

So schlimm finde ich das eigentlich gar nicht. Über die Berliner Morgenpost kann ich nichts sagen, die kenne ich nicht, aber das Hamburg Abendblatt…

…ja, das habe ich früher mal gelesen. Als Schüler. Da hielt ich das für eine richtige Zeitung, in der wichtige Dinge standen. Heute belächle ich es als eine verzweifelt auf seriös machende BILD-Zeitung. Im Resultat habe ich den Kram nicht mehr gelesen, auch für umme nicht.

Dennoch bleibt es den Herren Döpfner und Iken unbenommen daß jetzt auch als Online-Bezahlversion anzubieten. Wenn sich genügend Dumme Interessierte dafür finden, warum nicht? Im Endeffekt glaube ich aber eher, daß mit den Füßen abgestimmt wird, denn diese Variante von „Qualitätsjournalismus“ bekommt man überall hinterhergeworfen.

Die Ironie daran? Es wird Springer doppelt weh tun: Zum einen werden keine Einnahmen durch die Paywall generiert, zum anderen werden die Klickzahlen massiv zurückgehen. Loose-Loose sozusagen, statt dem erhofften Win-Win aus Online-Abo+Klickzahlen.

Da werf ich dann doch lieber ein paar Euro in die Carta-Kaffeekasse. Womit dann auch ein handfestes Beispiel für die zusätzlichen, gar-nicht-so-neuartigen Vergütungsmodelle präsentiert wird, deren Fehlen der Piratenpartei immer wieder vorgeworfen wird.