Was ich früher spielte: Teenage Mutant Ninja Turtles RPG

Kein Scherz. Teenage Mutant Ninja Turtles & Other Strangeness gab es als Rollenspiel. Und wie ich schon mal erwähnte, ist es das Spiel gewesen, dass mich wirklich in das Hobby eingeführt hat. Wirklich lange habe ich es dann wohl nicht gespielt, vielleicht ein zwei Jahre, danach wechselten wir mit Rolemaster in das Fantasy-Genre.

TMNT basiert lose auf dem Palladium System, genauer gesagt auf Heroes Unlimited. Angeblich kann man diese beiden Spiele problemlos miteinander kombinieren, aber TMNT funktioniert auch als alleinstehendes Spiel. Spielen tut man mutierte Tiere, die sich irgendwie in unserer Zeit als Helden oder Vigilanten betätigen. Also wie man es aus den Comics oder den Filmen kennt.

Gemessen an heutigen Standards ist das Regelwerk grausig anzuschauen: Nicht sonderlich große Schrift, sehr rudimentäres Layout, natürlich nur schwarz-weiße Illustrationen, teilweise undurchsichtige Didaktik…

Mich hat es damals allerdings umgehauen: Die Turtles kannte ich schon grob aus Zeichentrick und Videospielen, aber so hatte ich sie noch nicht gesehen. Die Zeichnungen von Eastman & Laird waren erwachsen, fast schon brutal. Und die Vorstellung als Superheldentier durch die Nacht zu wandern… klar, pubertierende Jungs macht das an! :)

Wie sieht das TMNT:RPG nun aus? Erick Wujcik legt als Autor Wert auf die zufällige Festlegung von Dingen. Er schreibt explizit, dass man so Herausforderungen und Inspirationen für die Spieler generieren kann, dass das besser sei, als willkürliches Auswählen.

Konsequenterweise wird bei der Charaktererschaffung von den Attributen, der Auswahl des mutierten Tieres, dessen Herkunft, der Grund der Mutation bis hin zu den Ansichten des tierischen Charakters über Menschen alles ausgewürfelt. Nur Dinge wie die genaue Art der Mutation, einige Fertigkeiten und die Details der Ausrüstung bleiben der Auswahl des Spielers überlassen. Festzulegen, wie die Mutation des eigenen Charakters aussieht ist übrigens ein Heidenspaß: Zum einen kann man das erwürfelte Tier natürlich “vermenschlichen”: Hände, aufrechter Gang, menschliches Aussehen. Zum anderen kann man aber auch die Eigenschaften des Tieres vorteilsbehaftet verstärken: Schildkrötenpanzer, Schnelligkeit, bessere Sinne, einen Affenschwanz zum Dinge greifen…

Hier kommt ein recht simples aber effektives Punktekaufsystem zum Einsatz. Die Kosten sind dabei so austariert, dass eine Mutation zu einer weitgehend menschlich aussehender Kreatur alle Punkte aufbraucht. Bleib man kleiner als ein Mensch, oder verzichtet auf einige Eigenheiten wie Aussehen oder aufrechten Gang, bleiben noch Punkte für Verstärkungen oder sogar psionische Fähigkeiten übrig.

Oh, und dann gibt es noch die Gesinnung: TMNT mag Gesinnungen, wenn sie auch im Endeffekt nicht regeltechnisch relevant sind. Sie dienen eher als Richtlinie wie sich der eigene Charakter verhält: Lügt und betrügt er, nimmt er schmutziges Geld, würde er töten?

Bei diesem Prozess kommen ganz spaßige Charaktere heraus, ich habe so zum Beispiel eben ganz fix einen Luchsmann (Urban setting, wild animal, cat) erwürfelt. Der Hintergrund schaut dann so aus:

Some „strange stuff, radiation, energy, chemicals, biologicals, or other strangeness, caused the animals to mutate.

Adopted by a „mentor“ who teaches and guides the character in some form of special training. This is often Ninjitsu, but all areas of special training can be selected. These characters will learn to be philosophic about all creatures. Their attitude could be summed up as, some people are good, some bad, everyone deserves a chance to earn your trust.

Als Startkapital stündem diesen Charakter gut $1400 und eine solide Ninja-Grundausbildung zur Verfügung. Damit kann man doch etwas anfangen. Mein Luchsmann würde nach der Mutation wohl weitgehend menschlich aussehen:

large eyes and ears, heavy sideburns, thick hair, large thighs, narrow shoulders, slim build.

Dazu kommt katzenhafte Nachtsicht und Krallen mit denen er recht gut klettern kann – Ninjakatze, hier komme ich!

Kleine Wermutstropfen gibt es dennoch: Das Erlernen neuer Fertigkeiten ist überhaupt nicht vorgesehen, ebensowenig wie das setzen von Schwerpunkten im Laufe der Karriere. Dennoch bietet das System Levels und Erfahrungspunkte, ganz ähnlich den diversen D&D‑Derivaten. Dazu sind einige Mechanismen (wie etwa die Structural Damage Points oder gar die Anwendung von Fertigkeiten) kaum bis gar nicht erklärt. Zum Glück erschließen sie sich Leuten mit wenigstens etwas Rollenspielerfahrung fast sofort.

Spielen lässt sich TMNT ziemlich flüssig, die Kämpfe sind dynamisch genug um ein Comic-Flair aufkommen zu lassen. Gleichzeitig hat der Autor darauf geachtet, dem Spielleiter genügend Anreize für das Geschehen außerhalb der Kampfrunden zu geben. Schon die Erfahrungspunkttabelle zeigt, dass gute Ideen, schönes Rollenspiel oder auch die gewaltfreie Überwindung von Hindernissen den Aufstieg ebenso befördern wie stumpfes draufhauen. Im Interesse des “wir spielen die Helden”-Gedanken belohnt die Standardtabelle selbstloses Handeln überproportional. Wer andere rettet, bereit für Opfer oder einfach nur hilfreich ist, kann schnell aufsteigen.

(Anmerkung: In unseren TMNT-Runden sah das damals übrigens ganz anders aus. Da wurden Kaufhäuser gesprengt, Geheimdienste erpresst, und der dahingesagte Satz “Moment, ich nehm’ doch die Schwerter, das spart Munition.” wurde Legende.)

TMNT ist da meines Erachtens ein wenig wie Shadowrun: Man kann gerade mit dem Setting und den Ideen tolle Dinge machen, das Weapon-Porn in der Ausrüstungsliste verleitet einen aber leicht zu ganz anderen Ideen. (Besonders schlimm: Das Regelwerk verweist auf ein anderes Spiel von Palladium, Ninjas & Superspies. Die Ausrüstungslisten dort sind voll kompatibel zu TMNT, und gleichzeitig sowas von überdimensioniert….)

Fazit: Ich habe über das Wochenende eine ganze Zeit in den alten Regelheften und meinen Unterlagen gestöbert. Dabei sind mir viele, viele Ideen zu einer mittellangen Tiermutantenkampagne gekommen. Jetzt muss ich die nur noch aufschreiben und eine Gruppe dafür zusammentrommeln…

Konzertempfehlung — Miss Li

Ich hab das heute morgen nur per Zufall mitbekommen: Am 16.11. spielt Miss Li im Uebel & Gefährlich. Wer die Dame nicht kennt: Miss Li ist aus Schweden und macht wunderbar eigenwillige Musik. Es ist ein Mix aus Jazz, Chanson, Pop, Rock, manchmal scheint Klezmer durchzuklingen.. ich gestehe, ich kann sie keinem Genre zuordnen. Wichtig ist nur, daß sie einem das Gemüt aufhellt und wirklich gut ins Ohr geht. Kleine Anekdote am Rande: Ich glaube, Miss Li ist die einzige Künstlerin, von der ich mir vier CDs auf einen Schlag gekauft habe…

alte Schätze

Gestern drückte Carsten mir einen dicken Ordner in die Hand, auf der Vorderseite ein „Illuminati — denn Widerstand hat Grenzen“-Aufkleber. Beim hineinschauen war ich bas erstaunt: Das ist mein uralter Rollenspielordner, mit „Teenage Mutant Ninja Turtles RPG“-Charakteren, Notizen, Karten und Handouts zu selbsterstellten Abenteuern, kopierte Regelwerksauszüge, Pläne des Schicksals aus „Unter dem Nordlicht“…

…eine wahre Fundgrube an Nostalgie, gut und gerne 20 Jahre alt.

Mal sehen, ob ich nicht das eine oder andere daraus mal für Abenteuer. aufbereiten kann…

Dieter Nuhr und die Piraten

Dieter Nuhr hat sich letzte Woche auf seiner Seite über den Wahlkampf und dabei auch über die Piratenpartei ausgelassen:

Sie haben Angst, dass man im Internet in Zukunft vielleicht keine Musik mehr klauen darf. Und dass man Kinofilme nicht mehr für lau vor dem Kinostart runterladen kann. Oder Kinderpornografie. Und das wäre ja schrecklich. Das wäre das Ende der Freiheit.

Dieter Nuhr ist, dass sollte man beim Lesen solcher Sätze im Kopf behalten, Kabarettist, oder Comedian, wie man heutzutage sagt.

Das bedeutet, dass er manchmal übertreibt, pointiert, oder sogar lügt, wenn es seiner Sache dient. Im Normalfall weiss das jeder, der einem Kabarettisten bei seinem Bühnenauftritt zuhört.

Im Internet vergessen manche Leute sowas gerne mal.  (Wühlt Euch beispielhaft mal hier durch. Ist aber auch viel kluges bei)

Schlimm ist, wenn es wahr ist, aber das hier:

Neuerdings beweisen auch die Piraten durch Drohungen, Beleidigungen und Nötigung, dass sie alles sind, aber keine Partei für zivilisierte Wähler. Es gibt einen großen Haufen adrenalingesteuerter Radikalgeiferer.

Das wäre wirklich schade. Die betreffenden Leute sollten sich was schämen! Wenn tatsächlich der Löwenanteil der Reaktionen aus „Drohungen, Beleidigungen und Nötigung“ bestand, wurde die Chance auf einen Dialog sauber verbaut. (Viel zu viele Piraten und Piratenfreunde sehen sich meiner Ansicht nach eh viel zu sehr in der Defensive. Werdet mal locker, und lernt Gegenmeinungen und „feindliche“ Polemik im Zweifelsfall gepflegt zu ignorieren.)

Ich habe Herrn Nuhr ja übrigens auch angeschrieben. Trotz meines Verständnis für Satire, obwohl ich es doch eigentlich als Ritterschlag ansehen sollte, wenn ein hochkarätiger Kabarettist sich der Piratenpartei annimmt:

Hallo Herr Nuhr,

bitte nicht von der Absenderadresse irritieren lassen — diese Domäne (orkpiraten.de) gibt es deutlich länger als die Piratenpartei, und hat namentlich eigentlich nichts mit ihr zu tun. :-)

Ein Mitglied dieser Partei bin ich trotzdem, sogar schon seit 2006. Gleichzeitig mag ich Satire, Humor und Comedy, daher verstehe ich natürlich auch, dass Ihr Tagebuch ja auch als solches mitverstanden werden will. Und jede Öffentlichkeit ist ja angeblich auch gute Öffentlichkeit. Aber es gibt auch Grenzen:

Die Piratenpartei will kein Geld, keine endlosen illegalen Downloads, keine Kinobesitzer in die Pleite treiben, und sie will auch garantiert keine Kinderpornographie im Internet. Und das letztgenannte ist meine persönliche Grenze; es sind schon erste Infostände von uns tätlich angegriffen worden. Nur weil verirrte Seelen meinen, die Piratenpartei sei eine Bande Kinderschänder in bunten T‑Shirts. Traurig, aber wahr.

Ich persönlich glaube, dass sie die Ideen hinter der Piratenpartei gut finden (würden). Vielleicht können wir ein wenig miteinander plaudern, sei es per Email, Telefon oder auch persönlich, und ich erzähle Ihnen ein wenig mehr über unsere Partei?

bye,
JollyOrc

PS: Ich habe übrigens kein Amt in der Partei, und das ist keinerlei Aufforderung den Tagebucheintrag zu ändern, ergänzen, oder ähnliches. Ich bin auch nicht böse oder so, versprochen!

Ich glaube, dass ich ohne Drohung, Beleidigungen oder Nötigung ausgekommen bin, ja recht freundlich war. Als Antwort gab es bisher übrigens nur einen Autoresponder, in dem Dieter Nuhr auf sein allgemein hohes Mailaufkommen verweist und verspricht alle Mails zu lesen, aber nicht auf alle zu antworten. Das glaube ich ihm auch unbesehen. Ich hoffe nur, dass ihm dadurch auch klar wird, dass es die Piratenpartei wirklich ernst meint, und nicht aus Spinnern besteht.