Kampagnenlog – Die Wellenschlag

Schon vor einiger Zeit habe ich ja einen alten Elben den Charakteren von der Wellenschlag erzählen lassen.

Während der gestrigen Session haben die Spieler dann endlich die Spur dieses Handelsriesen aufgenommen und angefangen die verschiedenen Dörfer vor ihm zu warnen. Und obwohl die Charaktere einen gehörigen Bammel vor den Untoten auf der Wellenschlag haben, bin ich mir nicht sicher, ob es mir gelungen ist die schiere Größe korrekt darzustellen.

Halten wir einmal die Fakten fest: Das Fahrwasser alleine habe ich als gut 300 Meter breit beschrieben. Den Legenden nach haben fünf bis zehntausend Elben auf der Wellenschlag gelebt. Zum Vergleich: In Gornemünde, der Ausgangsstadt der Helden lebten vor dem Überfall auf die Kaufmannsinsel 2000 Menschen.

Die Wellenschlag ist kein bloßes Schiff, sie ist ein nautisches Ungetüm. Kaum manövrierbar, zwei übergroße Rümpfe, dazwischen ein Plateau mit einer ganzen Stadt darauf. Kein Wunder, dass sie nie selbst bei einer der Tausend Inseln anlegt um dort neue Truppen aufzunehmen, sondern stattdessen Beiboote schickt.

Gleichzeitig beantwortet das auch die Frage, warum niemand bislang so einen Handelsriesen gekapert hat: Es ist ein schwimmender Kleinstaat, einer von vielleicht maximal einem halben Dutzend seiner Art auf der ganzen Welt, und dabei der bei weitem Größte unter ihnen.

Ich bin gespannt, wann den Jungs alle Implikationen davon aufgehen..

Kampagnenlog: Hochzeit im Dschungel

Momentan ist ja der Dschungel von Bataar Handlungsort meiner „See der Tausend Inseln“ Kampagne. Die Spieler sollen Gelegenheit bekommen, sich mit den für ihre Charaktere seltsamen Sitten und Gebräuchen bekannt zu machen, und eben auch endlich eine heiße Spur zu dem Hexer Staubflügel aufnehmen.

An dieser Stelle habe ich dann einfach mal in meinen alten Ideen gewildert, und unter anderem folgende Aufzeichnungen ausgebuddelt:

Alisia von Malizien: Edeldame und Großnichte des Königs. Alisia ist eine resolute Frau, die inzwischen weit über 40 ist. Expeditionen in die Wildnis sind ihre Leidenschaft, und sie nimmt jede Gelegenheit wahr, eine solche mitzumachen. Meistens trägt sie praktische Kleidung, und sie ist sich nicht zu schade, mal den einen oder anderen Ast in das Lagerfeuer zu legen – vorausgesetzt ein Bediensteter hat vorher überprüft, ob dieser auch frei von Kriechtieren ist.

Shollak aus Sharranas: Ein einfacher Bauer, der sich Hals über Kopf in die Edeldame Alisia verliebt hat. Er war begeistert von ihrer beeindruckenden Statur (Die Frau ist fast 1 Meter 90 und wiegt bestimmt100 Kilo, oder mehr!). Leider deutete er ihre ablehnenden Gesten komplett falsch und lud sein ganzes Dorf ein, und inszenierte den traditionellen Brautraub. Inzwischen bereut er die Hochzeit bitterlich, und überlegt, wie er sich elegant aus dieser Misere befreien kann. Das geht aber wohl nur dann, wenn er nicht ihr erster Ehemann ist, und dieser seine Rechte geltend macht.

Alois Daube: Magister Daube wurde als Dolmetscher mit auf die Expedition genommen. Seine Fähigkeiten als [VOM ZENSOR ZURÜCKGEHALTEN]

Manfred von Carstein, Exploratorius Magnus: von Carstein ist ganz der dekadente Adlige. Er haßt das ständige Reisen, und verbringt einen Großteil der Zeit damit, Seekrank zu sein. Dafür erzählt er in der Heimat gerne von seinen großen Taten. Den Titel Exploratorius Magnus hat er von seinem Vater geerbt. Da er aus dem Familienbesitz nur dann Geld bekommt, wenn er eine Reise unternommen hat, ist er gezwungen ständig auf dem ungeliebten Schiff zu sein.

Die Charaktere haben dann zwar Shollak als Häuptling identifiziert, was im Umgang mit den Eingeborenen zum Glück nicht weiter störte. Gerade der Priester hat aber (dramatisch vorbildlich, aber taktisch unklug) regelmäßig die heiligen Sitten und Riten ignoriert oder gestört, und auch die anderen Charaktere interessierten sich nur bedingt für das Bedürfnis der Bataarer nach Balance zwischen Dämonen und Götter. Dabei war die Idee einen erfundenen Ehemann daheim in Catar zu präsentieren gar nicht mal dumm. Besonders Shollak war angetan, gab ihm das doch eine Möglichkeit heil aus der Misere herauszukommen.

Aber wenn die Götter nicht zufriedengestellt werden, kann das böse Folgen haben. Und die Charaktere agierten größtenteils unter der Prämisse, dass die ganze Sache ja nur für den Anschein inszeniert werden müsse, und dann der Dorfälteste dann den Willen der Götter eigentmächtig und passend verkünden würde. Eine Annahme, die von den schon eh leicht erbosten Göttern nicht freundlich aufgenommen wurde.

Ich schob verdeckt einen Counter immer höher um zu sehen, wie lange sich die Götter das Ganze untätig mit ansähen, und siehe da: Noch bevor die Heirat befriedigend aufgelöst wurde erschien Dewa Parvati Uma auf der Bildfläche, der bataarische Gott des Lebens und der Liebe!

Ohne jetzt der Spielerzusammenfassung zu viel vorweg zu nehmen: Dewa Parvati Umas Wunsch nach einer wahren Hochzeit wurde entsprochen, und Kapitän Walter Pelz ist dank Heirat nun wohl auf Platz 17 oder so der Thronfolge. Oh, und die Spieler haben mir wechselweise Fanmail zugeschoben, auf dass ich Jörg D. für nächste Woche noch einmal einlade um dann die Frau Alisia zu spielen, oder um es bitte bitte auf gar keinen Fall zu machen! :)

Auf jeden Fall hat die Gruppe ein schönes kleines neues Problem: Wie kann Kapitän Pelz seine Frau davon überzeugen, dass sie doch besser wieder in die Heimat fährt, und nicht an der Seite ihres „schmucken Ehemannes“ die Welt erkundet?

Kampagnenlog — Auf See

Nach etwas Auszeit und einem ausgelassenem Log, will ich heute mal etwas weiterschreiben.

Die Spieler hatten es ja mittlerweile zu einem eigenem Schiff gebracht, ein stolzes Drago-Fernhandel-Linienschiff namens Perle der See. Damit sind sie unterwegs in die ferne Provinz Bataar, in der Hoffnung dort die Spur des Hexers Staubflügel aufzunehmen.

Soweit so gut — mir stand eine der meiner Ansicht nach fiesesten SL-Aufgaben einer Kampagne bevor: Die Lange Reise.

Reiseabenteuer sind … schwierig. Schiffsreisen sowieso. Finde ich jedenfalls. Irgendwie muss man die vorbeiziehende Landschaft beschreiben (Wellen. Wind. Noch mehr Wellen. Oh, da, eine Welle..), interessante Begegnungen einbauen, und nebenbei nicht ins Railroading verfallen, sprich den Spielern Wahlmöglichkeiten lassen.

Im Endeffekt habe ich mich auf den gestrigen Abend wie folgt vorbereitet:

  1. Als Handout gab es eine Paizo Flipmat auf die ich mit dickem Filzer grob die vorhandene Seekarte aufgemalt hatte. Man erkennt zwei Küstenlinien, irgendwo im Südosten eine große Insel, und darüber verstreut kleine Piktogramme die auf Gefahren oder interessante Orte hinweisen. Grob ergaben sich aus der Karte drei mögliche Wege: Luftlinie (was in Sachen Vorräte wohl eng würde, da man nirgendwo mal eben anhalten könnte, zumal die catarischen Seeleute unerfahren in der Navigation nach den Sternen sind — es sind grundsätzlich Küstenschiffer), ostwärts an der Küste entlang und dann nach Süden (hier gäbe es wohl viele Drago-Stützpunkte, die man vielleicht gar nicht besuchen will), oder südwarts an einer anscheinend unerforschten Küste entlang, und dann nach Osten.
  2. Für die verschiedenen Piktogramme erschuf ich kleine (und nicht so kleine) Abenteuerorte. Bewusst wechselte ich für diese wüst die Kulturen und Inhalte — schließlich ist man weit weg von Zuhause. Notiz an mich selbst: Mein pseudo-indischer Akzent ist eher lächerlich als interessant. :)
  3. Zusätzlich baute ich mir eine schöne kleine Zufallstabelle mit Begegnungen und Dingen, die man „auf See“ finden kann. Markante Küstenfeatures, Seeräuber, schlechtes Wetter..

All das ergab im Zusammenspiel tatsächlich eine interessante und abwechslungsreiche Schiffsreise. Die Gruppe hat bewusst einige Begegnungen ausgelassen bzw. viele Orte umfahren — aber damit hatte ich gerechnet. Natürlich haben sie die exotischsten Punkte auf der Landkarte verpasst — dafür aber eben auch eine halb vergessene Stätte der Wüstenelben gefunden.

Ach ja, und ein Seeungeheuer. Aber diese Begegnung wird nächste Woche weiter ausgeführt…

Kampagnenlog — Moral Redux

Der gestrige Abend sollte eigentlich ganz im Zeichen moralischer Entscheidungen stehen: Das Schiff, das die Helden in die Südsee bringt stellt sich nämlich als Sklaventransporter heraus. Was ist nun wichtiger, das sichere Erreichen der Südsee um dort einen vermeintlichen Hexer ausfindig zu machen, oder die Befreiung der Sklaven?

Ich will jetzt nicht behaupten, dass ich eine sofortige Befreiungsaktion erwartet hätte, aber es dauerte dann fast den ganzen Abend, bis die Gruppe sich zumindest halbwegs zu einer Entscheidung durchrang.

Nicht ganz unschuldig waren daran die Spieler der beiden Elben: Diese schlossen als Charaktere absichtlich den Rest der Gruppe aus der Diskussion aus (und beschwerten sich dann fast noch darüber, keine Fanmail für ihre tollen Argumente zu bekommen). Nun mochte das aus Charaktersicht eine sinnvolle Vorgehensweise sein, spielerisch war es leider nicht ganz so schön: Die anderen saßen untätig und ohne Spotlight daneben. Leider sind genau diese “danebensitzenden Spieler” auch diejenigen, die in der Regel eher reaktiv und passiv spielen, so dass sie sich das Spotlight auch nicht von selbst aneignen vermochten – und eben auch nicht von den aktiven Spielern angetriggert wurden.

Hier hätte ich wohl besser einige Ereignisse der Seereise vorziehen sollen, um damit die Aktionen voranzutreiben, aber ich wollte eben auch nicht unnötigen Druck aufbauen. Stattdessen ließ ich aber die Zügel zu sehr schleifen, so dass sich im Endeffekt drei Spieler wohl ziemlich langweilten.

In der Nachbetrachtung scheint es mir fast so, dass meine Spieler klarere Handlungsanweisungen brauchen: Den Charakteren war eigentlich schon klar, dass Sklaverei ein Übel ist und bekämpft werden muss, aber die Spieler haderten sehr damit, ihre vermeintlich sichere Überfahrt zu gefährden – schließlich gehe es doch um das Kampagnenziel, und man dürfe es sich doch nicht mit den Dragos verscherzen! Über diesen Konflikt wurde dann auch mehr auf der Metaebene diskutiert, anstatt aus Charaktersicht zu handeln. Auf die Idee, dass die Sklaven ja vielleicht auch fähige Seeleute sein könnten, kam man so zum Beispiel erst kurz vor Schluß und fast nur im Nebensatz.

Schade, ich weiß, dass sowohl ich, als auch die Jungs das besser können.