Das kannste schon so machen…

shirt Zwei rollenspielspezifische Diskussionen laufen derzeit durch meine Timeline. Zum einen zur X-Card, zum anderen die Sache mit Romantik, Liebe & Sex und, daran angehangen, die zur Sprache.

Das T‑Shirt an der rechten Seite dieses Textes fasst die Aussage der Diskussionsbeiträge quer über alles meiner Ansicht schön zusammen. Und genau das nervt mich daran.

Es sollte doch so langsam Konsens geben, dass es nicht „die eine korrekte“ Art von Rollenspiel gibt. Da gibt es Hilfsmittel, die für die einen ganz knorke sind, und für andere als komplett sinnbefreit angesehen werden. (Ich werde z.B. nie die Sache mit den Dicetowern nachvollziehen können.) Und das ist völlig in Ordnung. Muss ja nicht jeder das gleiche mögen, wäre ja auch langweilig.

Was mich gewaltig stört ist die Tatsache, dass das abweichende Ideen häufig genug entweder als Ausdruck einer Charakterschwäche angesehen oder einfach als grundlegend albern abgelehnt werden. Eine Aussage wie „Ich bin erwachsen und reif, und brauche das nicht“ zielt eben nicht auf einen selber, sondern auf diejenigen, die das anders sehen.

Ich bin ein großer Freund von Zaks Beiträgen. Zak schreibt sehr polemisch, aber eines macht er nie: Behaupten, dass etwas die Falsche Art von Spaß [tm] sei. Er zeigt auf, wenn jemand sich selbst widerspricht, und nennt die Leute Dummköpfe, die Meinungen als Tatsachenbehauptungen verkaufen wollen.

Und diese Tatsachenbehauptungskiste ist genau das, was in den oben genannten Diskussionen viel zu häufig passiert: „Das kannste schon so machen, aber dann isses halt Kacke.“

Statt: „dann isses halt nicht mein Ding.“

Davon ab: Ich persönlich spiele übrigens ohne X‑Karten, will aber niemanden absprechen, mit diesen zu spielen. Und wenn die jemand zum Spieltisch mitbringt, dann stehe ich auch nicht sofort auf. Generell gilt: Nur weil jemand irgend etwas an den Spieltisch bringt, ist das noch lange kein Idiot. Die Frage ist, was damit und daraus gemacht wird, und wie sich die Person dabei mir gegenüber verhält.

(Übrigens: „Falsch“ Rollenzuspielen ist einfach nur eine andere Sorte von Spaß zu bevorzugen. Andere Leute pauschal abzuurteilen und auszugrenzen, oder über Versuche inklusiv zu sein einfach drüberzutrampeln (Stichwort: „Das hammer schon imma so jemacht!“) — das ist meiner Ansicht nach tatsächlich einfach nur Kacke.

That OKCupid datascrape…

If you have an OKCupid profile, you might want to

  1. check if your username appears in this list
  2. change your profilename, and maybe even delete the pictures from it.

Why? Because some ethically challenged and unresponsible searcher named Emil Kirkegaard just released profile data on 70,000 OkCupid users without permission. What is in that list? According to Vox​.com, there are:

user names, ages, gender, religion, and personality traits, as well as answers to the personal questions the site asks to help match potential mates.

Lovely.

Why is this problematic? Personally, I’m not affected. My username isn’t in that list, and even if it were, I wouldn’t be overly concerned: I’m a straight white dude with few secrets, and those that I have wouldn’t threaten my life, my job or my relationship. But I know people who are actually on that list, and who are less than thrilled about the whole thing. Keep in mind that some folks have stalkers, who now have an easily searchable database. And some need to compartmentalize their lives, maybe because of jobs or family or whatever.

And yes, the OKCupid data was sort of semi-public. But it wasn’t in a handy freely searchable database, and it was hard to correlate that data with other sources. Now it may be much easier, creating data leaks and consequences no one could have reckoned with.

But mostly, I cannot understand how a researcher, someone who is supposed to know about data, data correllation and especially about the ethics of this science, how such a person can just willy-nilly publish such intimate data without the express consent of the people involved.

I really hope that the name Emil O. Kirkegaard really gets burned within his scientific community and that anyone who ever considers giving him a grant or research position is aware of this despicable and irresponsible behaviour. Also I hope that OKCupid will sue his ass off.

(alas, as far as I can see, they haven’t put out any message to their users, alerting them of this scraped dataset. Pity.)

Nazis, Nippel und.. err, Facebook.

Gerade eben ging folgender Rant durch meine Timeline: Stephanie Marie von Mobilegeeks schreibt sich den Frust über all die rechten Deppen auf Facebook von der Seele — und den über Facebooks Reaktion darauf.

Facebook würde alles tun, damit Facebook ein sicherer Platz ist. Also, sicher vor nackten Brüsten und vermeintlich falschen Namen. Nicht vor gewaltbereiten Nazis und Euthanasie-Fans.

Tja, wir haben es hier mit einem klassichen Culture Clash zu tun. Und nein, damit meine ich natürlich nicht die Moschee vs Kirche Sache, die ja so vielen Dämlacken aufrichtigen Deutschen ™ so am Herzen liegt.

Sondern den Zusammenstoß zwischen den US-amerikanischen und den deutschen Anstandsbegriffen. Insbesondere dem Verhältnis zur freien Meinungsäußerung. Free Speech ist in Facebooks Herkunftsland eine heilige Kuh, während Sexualität und vor allem eben weibliche Nippel des Teufels sind. Und da Facebook natürlich die Standards des eigenen Landes für weltweit gültig erklärt, darf man sich hierzulande eben auch ungeniert als Rechten Depp outen und seinen Hass verbreiten. Solange sich das irgendwie als Meinung tarnt, wird man dort wenig bis nichts unternehmen. Schon alleine, weil der Personalbedarf für sowas (Beschwere aufnehmen, Text ansehen, reagieren, den unvermeindlichen Fallout bearbeiten) viel zu hoch ist.

Ich höre an dieser Stelle übrigens schon den Einwand: „Dann soll sich Facebook doch gefälligst endlich mal den regionalen Begebenheiten anpassen!“. Ja? Also, so rein hypothetisch, sollen die dann auch auf die Sitten und Gebräuche in z.B. Katar eingehen? Saudi Arabien? Nordkorea?

Überlegt Euch genau, was Ihr da fordert. Bis dahin bleibt: Kontra geben, solche Statements nicht unerwidert lassen, und in Deutschland strafrechtlich verfolgbare Äußerungen (konkrete Drohungen, Holocaustleugnung, Volksverhetzung) nicht Facebook sondern den zuständigen Behörden melden. Das mit der Anzeige geht übrigens ganz einfach, hier mal die Internetwache der Polizei Berlin.  (Mit https, ich bin begeistert!)

Warum ich immer noch Perry Rhodan lese…

Japp, genau, diese Schundheftchen, die es jede Woche am Kiosk gibt. Lese ich seit bestimmt 25 Jahren, wenn nicht schon länger. Klar, die Variationen der Handlung sind überschaubar, viele Figuren eher holzschnittartig. Und grob gesehen ist jeder Handlungsbogen gleich:

  • Eine neue Sorte Aliens taucht auf
  • diese Aliens überziehen die Galaxie mit einem Konflikt
  • Die Helden fliegen los um die Herkunft und Absichten der Aliens zu erkunden
  • Die Erkundung gelingt, allerdings nur haarscharf
  • Mit den Ergebnissen gelingt die Rettung der Menschheit oder gar des Universums in allerletzter Sekunde

Also, warum lese ich diesen „Schund“? Zum einen aus Gewohnheit. Das ist halt ein liebgewonnenes Ritual, und mein Vater freut sich immer, wenn ich ihm alle paar Monate den ausgelesenen Heftstapel gebe.

Zum anderen aber aus einem ganz anderen Grund: Diese Serie behandelt zwar oberflächlich gesehen immer wieder nur Alieninvasionen in unterschiedlichsten Varianten, darunter geht es aber um etwas anders: Ein Ringen um den, ich nenne es mal salopp „darwinistisch erfolgreichsten“ Gesellschaftsentwurf. Jeder neu auftretende oder wieder verwurstete Antagonist bringt stets eine eigene Philosophie mit.

Diese wird eigentlich immer auch aus der Innenansicht beschrieben, also sozusagen wohlwollend erklärt. Natürlich haben alle diese Invasoren auch immer etwas schurkenhaftes, schließlich soll Perry ja am Ende als strahlender Held dastehen. Aber so ganz schwarzweiß wird eben doch nicht gemalt. Und häufig genug werden Teile der Invasoren in die galaktische Gemeinschaft aufgenommen. Und diese Gemeinschaft ist äußerst vielschichtig und ‑seitig.

Dieser Wettstreit von Gesellschaftsentwürfen ist sicherlich nicht das Hauptthema der Serie. Aber er ist immer dabei, und das Ergebnis steht, abgesehen von einem die Serie durchdringenden Humanismus, nie so richtig fest. Es gibt wohlwollende Diktatoren, radikal-direkte Demokratien, parlamentarische Demokratien, Oligarchien, Meritokratien, Tyrannen, Völker in Symbiose, Schmarotzer, Einzelgänger, Anarchien, Gesellschaften, die auf dem Recht des Stärkeren beruhen, und und und.

Das ist es, was mich trotz aller Widrigkeiten (teilweise sind die Plots eben doch flacher als die norddeutsche Tiefebene) bei der Stange hält: Diese breite Palette an Utopien und Gesellschaftsentwürfen, gepaart mit einem humanistischen Optimismus, dass die Menschheit sich positiv weiterentwickeln kann und will.