Im Rahmen der Diskussion um das Verbot von „Killerspielen“, was immer man darunter verstehen soll, wird ja seitens der Spieler vertreten, daß der Zusammenhang zwischen Amokläufen und Computerspielen ja gar nicht bewiesen sei.
Das ist aber nicht der Punkt. Wer sich auf diese Diskussion einlässt, verliert auf lange Sicht.
Der Punkt ist, daß es sicherlich noch viele sehr gravierendere Gründe gibt, die so etwas auslösen.
Es geht darum, aufzuzeigen, dass eine gelungene Prävention nicht mit simplen Verboten von Einzelthemen anfangen sollte. Sie kann eventuell damit aufhören, wenn schon alle anderen Wege zuende gegangen sind, und das Problem immer noch gravierend besteh.
Momentan wird von der Politik jedoch immer nur der kleinste aber populistischste Teil eines Problems angegangen. So wird wenigstens irgendwas getan, dabei aber die wirklichen Dinge hinter dem Problem ignoriert.
Genau dieses Vorgehen sehen wir derzeit auch beim aktuellen Beispiel „Kindesmissbrauchsbilder im Internet“. Sinnvoll wäre es, die Ursache des Problems zu bekämpfen: Aktiv gegen den Kindesmissbrauch an sich vorzugehen, Hilfen für krankhaft veranlage Menschen bereitzustellen, so daß diese sich nicht mehr an Kindern vergreifen. Schlußendlich müssen die Serverbetreiber dingfest gemacht werden.
Stattdessen wird aber ein unglaublicher medialer und politischer Aufwand in die Etablierung einer Filterinfrastruktur gesteckt, die wiederum kaum ein Kind schützt.
Dabei stellt sich aber heraus, dass die Politik im Grunde ein ganz anderes Problem hat: Nicht alle Staaten dieser Erde verbieten oder reglementieren Dinge gleich. Manche Meinungsäußerungen oder Konsumgüter sind hier erlaubt, dort aber verboten. Manches ist dort schon für Kinder zugänglich, hier aber gerade einmal für Erwachsene toleriert.
Jedes Gesetz steht und fällt aber mit seiner Durchsetzbarkeit. Vor den Zeiten des Internets, vor der Globalisierung war das relativ einfach. Ladengeschäfte waren kontrollierbar, und der Zoll tat sein übriges um „Verbotenes“ fern zu halten.
Heute ist das jedoch anders, und viele Inhalte und Dienstleistungen können nun über alle Landes- und Gesetzesgrenzen hinweg angeboten werden.
Übrigens: In der Tat gelten weltweit unterschiedlichste Standards für Kindessmisbrauchsbilder. Was hüben ein harmloses Bild eines lachenden Kindes ist, gilt drüben als schlimmes „Posing“-Bild. Teilweise ist ja auch in einigen Ländern die Anscheinskinderpornographie verboten, oder gar Cartoons die Bart Simpson beim Pimpern zeigen.
Wir bekommen die Internetzensur also nicht, um die wirklich „schlimmen“ Bilder zu entfernen, sondern um Bart-Simpson-Cartoons wegzufiltern, denn viele Hoster werden wohl zu Recht eher nur drüber lachen, wenn man da um Löschung fragt.
Denn: Unterschlagen wird, dass die „brutalen Mißhandlungen von Kleinstkindern“, die da „zerfetzt“ werden aber ganz sicher weltweit geächtet und verboten sind. JEDER Staat der zivilisiert genug ist, um Internethoster zu haben wird das geächtet haben.
Das Problem des Internetfilterns wird uns also noch lange beschäftigen, auch jenseits von „Kinderpornographie“ oder „Glücksspiel“. Wir als Gesellschaft sollten uns daher dringend darüber Gedanken machen, wie wir auf Dauer mit den unterschiedlichen Rechtsvorstellungen in der internationalen Gemeinschaft umgehen.
Wie behandeln wir aus unserer Sicht illegale Dinge, die, woanders erlaubt und daher über das Internet eben auch für Deutsche abrufbar sind? Die Errichtung von digitalen Grenzpfosten (=Filter/Zensur) ist ja offensichtlich keine erstrebenswerte Lösung. Was bleibt uns dann aber?
Eine Möglichkeit wäre die stillschweigende Duldung. Damit verbunden ist aber eine auf lange Sicht schleichende Legalisierung, denn ein Gesetz dass sich nicht durchsetzen lässt, ist keines.
Oder müssen wir uns in die Belange anderer Staaten einmischen, in der Hoffnung, dass diese ihre Gesetze den unsrigen anpassen?
Und was machen wir als Gesellschaft, wenn es tatsächlich doch einen Staat gibt, in dem das Hosten von übelsten Missbrauchsbildern komplett legal ist?
Daher: Vorsicht, auf welche Diskussion wir uns einlassen. Es lauern unerwartete Fallstricke…
Nachtrag: leonie vom Mädchenblog weist auf genau das gleiche Problem im Umgang mit Bulämie hin.