Warum ich immer noch Perry Rhodan lese…
Japp, genau, diese Schundheftchen, die es jede Woche am Kiosk gibt. Lese ich seit bestimmt 25 Jahren, wenn nicht schon länger. Klar, die Variationen der Handlung sind überschaubar, viele Figuren eher holzschnittartig. Und grob gesehen ist jeder Handlungsbogen gleich:
- Eine neue Sorte Aliens taucht auf
- diese Aliens überziehen die Galaxie mit einem Konflikt
- Die Helden fliegen los um die Herkunft und Absichten der Aliens zu erkunden
- Die Erkundung gelingt, allerdings nur haarscharf
- Mit den Ergebnissen gelingt die Rettung der Menschheit oder gar des Universums in allerletzter Sekunde
Also, warum lese ich diesen „Schund“? Zum einen aus Gewohnheit. Das ist halt ein liebgewonnenes Ritual, und mein Vater freut sich immer, wenn ich ihm alle paar Monate den ausgelesenen Heftstapel gebe.
Zum anderen aber aus einem ganz anderen Grund: Diese Serie behandelt zwar oberflächlich gesehen immer wieder nur Alieninvasionen in unterschiedlichsten Varianten, darunter geht es aber um etwas anders: Ein Ringen um den, ich nenne es mal salopp „darwinistisch erfolgreichsten“ Gesellschaftsentwurf. Jeder neu auftretende oder wieder verwurstete Antagonist bringt stets eine eigene Philosophie mit.
Diese wird eigentlich immer auch aus der Innenansicht beschrieben, also sozusagen wohlwollend erklärt. Natürlich haben alle diese Invasoren auch immer etwas schurkenhaftes, schließlich soll Perry ja am Ende als strahlender Held dastehen. Aber so ganz schwarzweiß wird eben doch nicht gemalt. Und häufig genug werden Teile der Invasoren in die galaktische Gemeinschaft aufgenommen. Und diese Gemeinschaft ist äußerst vielschichtig und ‑seitig.
Dieser Wettstreit von Gesellschaftsentwürfen ist sicherlich nicht das Hauptthema der Serie. Aber er ist immer dabei, und das Ergebnis steht, abgesehen von einem die Serie durchdringenden Humanismus, nie so richtig fest. Es gibt wohlwollende Diktatoren, radikal-direkte Demokratien, parlamentarische Demokratien, Oligarchien, Meritokratien, Tyrannen, Völker in Symbiose, Schmarotzer, Einzelgänger, Anarchien, Gesellschaften, die auf dem Recht des Stärkeren beruhen, und und und.
Das ist es, was mich trotz aller Widrigkeiten (teilweise sind die Plots eben doch flacher als die norddeutsche Tiefebene) bei der Stange hält: Diese breite Palette an Utopien und Gesellschaftsentwürfen, gepaart mit einem humanistischen Optimismus, dass die Menschheit sich positiv weiterentwickeln kann und will.
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