Barcamp — Session Content Claims

Ooops! Das hier lag lange als „draft“ herum, anstatt veröffentlicht zu werden. Hier also der Barcamp Hamburg Nachklapp:

Henrich C. Pöhls hat in diesem sehr kleinem (insg. 3 Leute) Workshop über seine Arbeit zum Thema Content Claims und Aggregation berichtet. Spannende Sache das: Die Idee ist, daß gerade im Wissenschaftsbetrieb jeder Autor seine Werke (Texte, Bilder, Kommentare, etc.) auch als solche kennzeichnen will. 

Henrich arbeitet nun an einem System, daß im Endeffekt eine PKI für das verteilte Signieren genau dieser Dinge erstellt. Jeder Blogeintrag, jeder Kommentar, jede Webseitenpublikation, jedes Bild, einfach alles kann dann digital signiert werden.

Barcamp Hamburg: Privacy vs. Conveniency

Hier einfach mal meine Vortragsnotizen. Die Folien veröffentliche ich lieber nicht, da ich keine Ahnung habe, wem die Rechte an den verwendeten Bilder gehören… :)

Privacy vs. Conveniency — Die Notizen

Conveniency

Conveniency-Dienste sind typischerweise auf eine kleine Anforderung zugeschnitten, erfüllen diese aber möglichst komplett, dabei einfach und schnell zu bedienen. Häufig sind sie mit AJAX und Web 2.0 verziert, ständig in Beta und kostenlos. Als Beispiele zählen iGoogle, der Google Reader, öffentliche OpenID Server, Freemailer, öffentliche Kartenwerke, etc.

Privacy

Der Wunsch, daß niemand seine Sachen durchwühlt, oder gar auf seine Kosten daraus Gewinn schlägt wird hier Privacy genannt. „Ich bin ein braver Bürger, ich habe ja nichts zu verbergen.“ (Wolfgang Schäuble) sieht das anders, „Mir verursacht die letzte Google-Aktion richtig körperliches
Unwohlsein.“ (Su-Shee) liegt genau auf dieser Linie.

Conveniency-Kosten

Das Bereitstellen von Conveniency erzeugt primär erst einmal
Kosten.

  • Traffickosten
  • Serverkosten
  • Lizenzkosten
  • Wartungskosten

  • Entwicklungsaufwand
  • Strom…

Irgendwer muss das bezahlen, und niemand bietet all das aus reiner Freundlichkeit an. Die Anbieter von Online-Diensten benötigen also ein Geschäftsmodell, das diese Kosten wieder einspielt, plus einen Gewinn.

Der Konflikt

Die Convenience-Dienste sind so klein, und meistens so unbedeutend, dass niemand ernsthaft bereit ist dafür Geld zu bezahlen. Es sind ja nur „Kleinigkeiten“, man könnte prima ohne sie auskommen. Wer braucht schon unbedingt eine Ajax-Web 2.0‑ToDo-Liste (beta)? Geht auch prima ohne, das Papierpendant tut’s doch auch. Braucht auch keinen Strom.

Sobald der Anbieter Geld dafür will, und sei es nur ein paar Cents, ist der Aufwand den Dienst zu nutzen meist größer als der Nutzen.

Also muss der Dienst kostenlos sein, bzw. gesponsert. Sponsoring heißt im Idealfall Werbung, im schlimmsten Falle Datenspionage.

Werbekunden wollen keine Gießkannenwerbung machen. Sie haben ein berechtigtes Interesse, ihre Slogans, Banner, Clips, Popups und Popunders nur der Zielgruppe zu zeigen, und nur dafür zu bezahlen. Je besser die Zielgruppe definiert, desto besser wird bezahlt.

Glücklicherweise kann der Convenice-Anbieter die bei ihm verfügbaren Zielgruppen meist ziemlich gut einschätzen. Schliesslich weiss er mit wem sie reden, welche Dinge auf ihren ToDo-Listen stehen, welche Bücher sie lesen, welche Musik sie hören, wonach sie suchen, wer ihre Freunde sind, was die so suchen, hören, lesen, machen.… 

Aber wer hat jetzt eigentlich all meine Daten? Und was sagen die eigentlich genau über mich aus? Und wer erfährt von diesen Rückschlüssen?

Ein Bekannter von mir bekommt auf jeden Fall über die gängigen Kanäle keine Kreditkarten, obwohl er noch nie Schulden hat auflaufen lassen, und auch nicht „über seine Verhältnisse“ lebt. Einen festen langjährigen Job hat er auch.

Aber er wohnt „in der falschen Straße“, so wirken sich Scoring-Verfahren direkt auf die Menschen aus.

Privacy und Conveniency sind also einem unmittelbarem Spannungsfeld unterworfen. Solange das Anbieten von Conveniency-Diensten ein Geschäftsmodell ist, geht es der Privatsphäre damit nicht ganz so gut. Auch wenn der Anbieter verspricht, nicht böse zu sein, alle Datenschutzbestimmungen
einzuhalten, es muss nur einmal jemand schwach werden. Und sind die Daten erst einmal entkommen, ist der Schaden nicht mehr zu beheben.

Lösungsansätze

Wie kann man als Endanwender diesem Dilemma entkommen. Schließlich möchte man ja gerne all die tollen Dinge nutzen. Sie sind ja so bequem!

  • Reicht es, auf ein Firmenmotto zu vertrauen?
  • Oder stellt man lieber eigene Server auf?
  • Gibt es inhärent vertrauenswürdige Convenience
    Dienste, die durch ihre technische Konzeption Datenmissbrauch verhindern?
  • Gruppenanstrengungen?
  • Privacy-konforme Geschäftsmodelle?

Web3D

Web3D war das Thema bei der Session kurz vorm Essen. Die Technik haben wir da sehr schnell verlassen, und stattdessen über die sozialen Aspekte debattiert:

  • wie sieht es mit der digitalen Spaltung aus?
  • Digitales Proletariat?

Auch spannend war die Überlegung, wie sich die Technik entwickeln kann, welche Anwendunge es irgendwann mal geben könnte, etc.

Ich stelle später hier noch das Bild vom Whiteboard rein.