Sie hat Hitler gesagt!

Ach ja, ist es nicht herrlich, zuzusehen, wie sich erwachsene Menschen in den Medien zum Affen machen? Ich habs ja verpasst, aber vorgestern wurde Eva Hermann bei JBK „rausgeworfen“, nachdem sie nicht einsehen wollte, dass man bestimmte Vergleiche schlicht nicht macht.

Zum Beispiel Dinge wie

aber in der Nazizeit wurde wenigstens die Rolle der Mutter gewürdigt.“

Oder

aber auf Hitlers Autobahnen fahren wir“ (Oder so ähnlich).

Ob Frau Hermann nun eine doch eher schlichte Frau ist, im braunen Sumpf steckt, oder wirklich nur falsch verstanden wurde soll für den weiteren Verlauf dieses Beitrages mal völlig egal sein.

Mir geht es nämlich jetzt um etwas ganz anderes: Darf man „dem Bösen“ [tm] auch gute Leistungen anerkennen? Dazu brauche ich übrigens keinen Hitler:

  • Unter Saddam gabs im Irak wenigstens nicht täglich Selbstmordattentate
  • Unter Stalin wurde die wunderschöne Moskauer Metro gebaut
  • in der DDR gab es wenigstens umfassende Kinderfürsorge

Und ähnlich verhält es sich auch mit dem NS-Regime: Einige der Errungenschaften der Nachkriegszeit wären wahrscheinlich ohne die vorhergehenden Aktionen der Nazis nicht denkbar. Wo wäre z.B. der VW-Konzern heute ohne den KDF-Wagen? Gäbe es die Autostadt in Wolfsburg überhaupt?

Nur zu gerne verdrängen wir, daß die Deutschen in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts ein sehr schwieriges Erbe angenommen haben. Eines mit viel Schuld, aber auch mit vielen Chancen und technischen Errungenschaften, denn schließlich war nicht die ganze von den Nazis aufgebaute Infrastruktur zerstört, und es blieb genug des in den Jahren bis ’45 erlernten technischen Wissens in den Köpfen der deutschen Ingenieure erhalten um einen schnellen Wiederaufbau zu ermöglichen. Wissen das sicherlich zumindest teilweise mit barbarischen Mitteln und Zwangsarbeitern erworben oder zumindest umgesetzt/erprobt wurde.

Technik“ macht es einem einfach, ihre inhärente Schönheit und die Begeisterung für das Wirkungsprinzip von ihrem Ursprung oder ihrem Zweck zu trennen. Ein Panzer zum Beispiel ist sehr deutlich für den Krieg gebaut. Trotzdem kenne ich viele sehr friedfertige Leute die von Krieg und Mord entsetzt sind, aber bei dem Anblick eines Panzers in voller Fahrt feuchte Augen bekomme. Schlicht weil es eine aufregende Technik ist, deren Zusammenspiel faszinieren kann.

Das ist das gefährlich Verführerische an Technik. Bei einem Panzer ist die Verbindung zwischen technischer Entwicklung und ihrer militärischen Ausrichtung ja noch offen ersichtlich. Aber beim Hubble Space Telescope? Die friedliche Erforschung des Weltraums hätte wahrscheinlich ohne die Grundlagenforschung in der Raketentechnik bei der Entwicklung der V2 nie so schnell vorangeschritten. Man sieht Technik also nicht immer an, unter welchen Bedingungen, mit welchen Absichten sie ursprünglich entwickelt wurde.

Ein Diktator, ein verbrecherisches Regime, Tyrannen und solche die es werden wollen müssen immer auch eine freundliche Seite ihrer selbst vorzeigen können. Niemand kann alleine durch Terror herrschen, keine Armee bleibt auf ewig treu.

Deswegen wird es nach dem Sturz des „Bösen“ auch immer Erinnerungen und Stücke geben, die für sich gesehen positiv scheinen: Propagierter Respekt vor der Familie, einzelne Exponate der Infrastruktur, Vorzugsbehandlung für die Veteranen, und und und.

Für seine Zeit war der KDF-Wagen, später VW Käfer genannt, ein erstaunliches Stück Technik, gezielt entwickelt um so günstig wie möglich verkauft werden zu können. Eine solche Entwicklung wäre der Marktwirtschaft alleine wahrscheinlich nicht eingefallen — einem despotischem Machthaber der Teile seiner Bevölkerung „ruhigstellen“ will schon.

Und so wird es immer wieder eine Eva geben, die deswegen vergisst das Erinnerungsstück mit dem Erzeuger desselben zu verbinden, und so blindlings in die „Nazi“-Falle tappt. Das ist vielleicht nicht fair, wird uns aber sicherlich noch eine Weile verfolgen.

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