Velvet Glove testspielen

Beim Spielefeld Treffen dieses Jahr hat Karsten uns durch sexploitation-female-empowerment Sleaze der 70er geleitet. So angeflasht ich von der Idee war, so schwierig war das dann aber in der Durchführung: Das Genre ist breiter als man denken mag, und das Regelwerk ist sich da auch nicht ganz einig:

  • soll man Schulmädchen oder echte toughe Gangmember spielen?
  • geht es um Gewalt, oder soll diese wirklich vermieden werden?
  • Irgendwie lese ich die Regeln so, dass man eigentlich Sex unbedingt vermeiden will — aber gleichzeitig immer „the goods“ einsetzen sollte.

Mal ein Beispiel: Kämpfen

Ein Kampf besteht aus ein oder zwei Würfen: Einmal, um zu schauen, ob man die Oberhand hat. Im besten Fall (10+ mit 2D6) kommt man da  nur mit einem Kratzer raus. In der Regel kann die Gegnerin Euch aber noch ordentlich aufmischen — und dann muss man einen Rettungswurf machen.

Da ist dann der beste Fall, dass man mit einer coolen Narbe davonkommt, im schlimmsten Fall ist man tot und in der Regel wirklich schwer verletzt und ohne sofortige medizinische Hilfe dann eben auch tot.

Die einzige Chance hier ist, wenn der Kampf von vornherein als „nicht gefährlich“ eingestuft wurde und man ordentlich Unterstützung dabei hat. Ansonsten.. ist die Statistik schlicht gegen einen. Was ok ist, aber irgendwie auch nicht mein Bild von 70er Gang-Filmen ist. Da darf sich gezofft werden, und es soll auch mal gefährlich sein. 

Aber wenn Regeln einem nahelegen, dass die eigene Figur jederzeit draufgehen kann, dann spielt man nicht fast & loose.

Noch ein Beispiel: Sex & Sleaze

Es gibt einen Move “Use the goods”. Und der ist verwirrenderweise gar nicht dazu da, um Leute zu verführen, sondern um zu vermeiden, dass der Kerl sich mehr nimmt, als man geben will.

Fazit

Insgesamt bietet Velve Glove schon einen Einstieg in die Welt des 70er Sleaze. Allerdings sind die Regeln an vielen Stellen unerwartet gegen einen und setzen meiner Meinung nach die falschen Akzente. Die Runde war schön gemischt, und sowohl die Männer als auch die Frauen hatten ordentlich Spaß — aber schon eher trotz der Regeln, nicht dank ihnen.

Oder wir haben das Genre einfach noch nicht gegrokt — bei DTR gibt es ja durchaus freundliche Reviews, die meine Kritikpunkte als Stärken darstellen.

Das kannste schon so machen…

shirt Zwei rollenspielspezifische Diskussionen laufen derzeit durch meine Timeline. Zum einen zur X-Card, zum anderen die Sache mit Romantik, Liebe & Sex und, daran angehangen, die zur Sprache.

Das T‑Shirt an der rechten Seite dieses Textes fasst die Aussage der Diskussionsbeiträge quer über alles meiner Ansicht schön zusammen. Und genau das nervt mich daran.

Es sollte doch so langsam Konsens geben, dass es nicht „die eine korrekte“ Art von Rollenspiel gibt. Da gibt es Hilfsmittel, die für die einen ganz knorke sind, und für andere als komplett sinnbefreit angesehen werden. (Ich werde z.B. nie die Sache mit den Dicetowern nachvollziehen können.) Und das ist völlig in Ordnung. Muss ja nicht jeder das gleiche mögen, wäre ja auch langweilig.

Was mich gewaltig stört ist die Tatsache, dass das abweichende Ideen häufig genug entweder als Ausdruck einer Charakterschwäche angesehen oder einfach als grundlegend albern abgelehnt werden. Eine Aussage wie „Ich bin erwachsen und reif, und brauche das nicht“ zielt eben nicht auf einen selber, sondern auf diejenigen, die das anders sehen.

Ich bin ein großer Freund von Zaks Beiträgen. Zak schreibt sehr polemisch, aber eines macht er nie: Behaupten, dass etwas die Falsche Art von Spaß [tm] sei. Er zeigt auf, wenn jemand sich selbst widerspricht, und nennt die Leute Dummköpfe, die Meinungen als Tatsachenbehauptungen verkaufen wollen.

Und diese Tatsachenbehauptungskiste ist genau das, was in den oben genannten Diskussionen viel zu häufig passiert: „Das kannste schon so machen, aber dann isses halt Kacke.“

Statt: „dann isses halt nicht mein Ding.“

Davon ab: Ich persönlich spiele übrigens ohne X‑Karten, will aber niemanden absprechen, mit diesen zu spielen. Und wenn die jemand zum Spieltisch mitbringt, dann stehe ich auch nicht sofort auf. Generell gilt: Nur weil jemand irgend etwas an den Spieltisch bringt, ist das noch lange kein Idiot. Die Frage ist, was damit und daraus gemacht wird, und wie sich die Person dabei mir gegenüber verhält.

(Übrigens: „Falsch“ Rollenzuspielen ist einfach nur eine andere Sorte von Spaß zu bevorzugen. Andere Leute pauschal abzuurteilen und auszugrenzen, oder über Versuche inklusiv zu sein einfach drüberzutrampeln (Stichwort: „Das hammer schon imma so jemacht!“) — das ist meiner Ansicht nach tatsächlich einfach nur Kacke.

Erwachsenwerden — ein Beitrag zum Rollenspielblogkarneval

Logo_RSPKarneval_500px_VAh, Karsten hat ein Thema zum Karneval der Rollenspielblogs ausgerufen: Romantik & Liebe. Da darf ich natürlich nicht fehlen. Aber wen interessieren schon meine schmutzigen Spieltischerlebnisse, sehen wir uns das Thema also lieber historisch an:

Zumindest meinereiner konnte mit dem Thema zu Beginn meiner Rollenspielkarriere, trotz allem Sturm und Drang der frühen Nachpubertätsphase, nicht wirklich viel anfangen. Natürlich war ich an der ganzen Thematik irre interessiert. Allerdings war das auch noch ganz viel unentdecktes Land, und ich fühlte deutlich mehr Bedarf daran, dieses live und in Person zu erkunden, anstatt nur gedacht im Spiel.

Wenn diese Themen dann doch im Spiel auftauchten, kam es meistens dem Jungmännergehabe in die Quere, und wurde dementsprechend behandelt: Auf Spielwerte heruntergebrochen und dann meist auch noch in die höher-schneller-weiter-Schiene abgeschoben. Denn junge Menschen sind ja ob all dieser Dinge sehr unsicher. Man weiß noch nicht, wie man welche Handlungen und Sätze im sozialen Kontext interpretieren darf oder soll. Und nun soll man auch noch entschlüsseln, welche dieser ohnehin schon undurchdringlichen Sätze im Spiel, und welche mit realen Subtext gesagt wurden.

Dass die Ansage „Ich greife ihn mit meinem Schwert an!“ absolut in das Reich der Fantasie gehört ist klar. Das sagt einem ja die Lebenserfahrung. Aber „Ich küsse sie!“ ist eine Handlung, die ja auch real möglich wäre — und will man sich aus der Deckung wagen? Wie stellt man sicher, was wirklich nur Spiel ist, und was nicht? Nicht umsonst widmet Monsterhearts diesem Thema gleich ein ganzes Spiel.

Anscheinend braucht es eine gewisse Reife um diese Themen so einführen zu können, ohne gleich ein tumbes „einführen… harrharrharr!“ als Reaktion zu provozieren. Irgendwann taucht das Thema also bei jugendlichen Rollenspielern kurz am Rande auf und wird nach einigen Ausfällen dann mit F.A.T.A.L. in einen Topf geworfen und ignoriert.

Erst später darf es dann langsam wiederentdeckt werden: Da flirtet eine Edeldame mit meinem Schurken, mein Ritter muss zwischen seiner Liebe und der Karriere wählen, der Barde verliebt sich in eine Hohepriesterin, und der Auftragskiller erfährt Dinge über seine verlorene große Liebe. Der Großteil davon findet zunächst kaum tatsächlich am Spieltisch statt, sondern dient über die Hintergrundgeschichte als Motivation, macht die Figuren vielschichtiger und interessanter.

Und so wird dann das Rollenspiel mit einem selber erwachsener — dadurch, dass Beziehungen und Liebe ja auch in der eigenen Lebenserfahrung etwas normales geworden sind, eben einfach dazugehören. Und dadurch wird das Anspielen dieser Themen eben auch normaler. Die Vertrautheit mit der Thematik nimmt ihr den Schrecken.

Heute freue ich mich, wenn meine Figuren auch ein Dasein abseits der Kampf- und Reichtumswerte haben. Denn romantische Verwicklungen schaffen Zwänge, Motivationen und zuweilen eben auch Erfolge. Und wer will schon das rollenspielerische Äquivalent zur RomCom oder tragischen Liebesgeschichte von der Bettka- err, vom Spieltisch stoßen?

How I imprinted on (not only computer) RPGs

Back when I was a kid (well, teenager), I had an Atari 800XL and played a great many list of games on it. The one that hooked me most though is a rather obscure one: Alternate Reality (The City) and it’s sequel Alternate Reality (The Dungeon).

For me, that game was eye-opening. The game world felt really alive in a lot of tiny ways, and was in many more way ahead than other games. It used a raycasting engine, on 8‑Bit home computers nonetheless. It was basically an open-world game, where you didn’t wander through a set plot, but had to connect the dots yourself, and figure out who wanted what. That meant that you could suddenly die, because you wandered in the wrong part of the map, or that people you never met knew of you.

This thoroughly spoiled me for most of what followed. I couldn’t fathom why things had to be so static, why I couldn’t just rob this bank or plead with this monster. And the places made sense, even if they were labyrinthine. Also, with monsters like the „Clothes Horse“, it forged my sense of what is appropriate in a game and what isn’t.

Gosh, I miss that game :)