Für alle Kritiker: Warum Tauss?

Daß die Piratenpartei den „bekannten Kinderschänder“ Jörg Tauss als Mitglied begrüßt hat, wird ihr ja gerne zum Vorwurf gemacht. Sei es, weil sie damit politisch unklug gehandelt hätte, mediengeil sei, oder eben tatsächlich selbst nur aus Pädophilen bestünde.

All diesen Kritikern lege ich einmal die Lektüre dieses Artikels in der Stuttgarter Zeitung ans Herz. Ob Tauss wirklich pädophil ist oder nicht, bleibt mal dahingestellt. Viel erhellender ist folgendes:

Ihr [der SPD] wollte er beweisen, dass die Stoppschilder auf den Internetseiten Unfug sind, weil die eigentlichen Geschäfte übers Handy und den Postweg laufen. Eine Einschätzung, die viele Experten teilen, die auch in seiner Partei mehrheitsfähig war — bis zu jenem 5. März, als Klaus Uwe Benneter in der Sitzung erschien, in der Tauss die Genossen gegen die Familienministerin einschwören wollte.

Es sei „etwas Unangenehmes“ passiert, sagte der Fraktionsjustiziar, er müsse mitkommen, die Kameras warteten schon. Danach war das Gesetz — das Einfallstor für weitere Verschärfungen — durch, mit den Stimmen der SPD. Eine Schlagzeile in der „Bild“-Zeitung, nach dem Motto „SPD tut nichts gegen Kinderpornografie“, hätte sich die Partei nicht leisten können, wurde ihm zu verstehen gegeben.

Ja, Jörg Tauss hat durch seine Dämlichkeit seinem (und unserem) politischen Anliegen sehr geschadet. Hoffentlich lernt er etwas daraus.

Aber noch mehr geschadet, und das ist der eigentliche Skandal, hat die Tatsache, daß die Unschuldsvermutung in unserem Land bei weitem nicht mehr das Gewicht hat, das sie haben sollte. Und um diesem Trend mit aller Kraft entgegenzutreten, hat die Piratenpartei Jörg Tauss mit öffentlicher Bekanntmachung aufgenommen.

(Aufgenommen hätte sie ihn im übrigen auf jeden Fall, er ist fachlich qualifiziert, bringt Jahrzehnte Politikerfahrung mit und identifiziert sich mit den Themen der Partei. Wie es weitergeht, wenn sein Fall irgendwann einmal vor Gericht verhandelt wurde, wird die Zukunft zeigen.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert