Datenschutztheater

Isotopp hat einen neuen Lieblingsfeind: Das Datenschutztheater der deutschen Datenschützer. Recht hat er ja…

Passend packt er die meisten dieser Beiträge in die Kategorie Spackeria, und  zeigt damit wirksam auf, worum es dieser „angeblichen Post-Privacy“-Gruppierung wirklich geht: Datenschutz endlich wieder als das wahrnehmen, worauf es eigentlich ankommt, und dabei die alten Zöpfe abzuschneiden.

Nicht „jeder soll alles wissen!11elf“, sondern eine Rückbesinnung darauf, was wirklich zu schützen ist, was sich überhaupt schützen lässt, wie man es dann auch schützen kann, und vor allem: Warum man etwas schützen will bzw. muss. Gerade letztere Frage wird viel zu selten gestellt, und ist doch so immens wichtig für die Entwicklung einer Gesellschaft…

Spam, what is spam?

<Polemik>Ach wie nett: Ein Spammer verzeiht mir, dass ich ihn Spammer genannt habe.</Polemik>

Ok, jetzt mal ernsthaft. Was ist Spam? Spam ist, wenn Fremde mir ungefragt Dinge in eine meiner Inboxen legen und dabei nur oder fast nur das Ziel haben, mich auf ihr Angebot aufmerksam zu machen. Art der Inbox oder des Angebotes ist dabei komplett egal.

Dabei ist es auch völlig unerheblich, ob der oder die Fremde das „nett meinte“, oder ob mich das Angebot vielleicht doch interessieren könnte. Besonders verärgert bin ich dann, wenn

  • der Spam automatisiert kommt
  • der Spam zwar nicht automatisiert, aber erkenn- und vorhersehbar völllig an meinen Interessen vorbeiläuft.
  • der Spam einen Kommunikationskanal zweckentfremdet (mehr dazu gleich)
  • der Absender offensichtliche Warnhinweise ignoriert.

Bei Google+ bekomme ich derzeit immer mehr Spam der in die letzten beiden Kategorien fällt. Dort haben nämlich Leute herausgefunden, dass man ja Leute einzirkeln kann, die damit eine Meldung bekommen, und dann mal auf das eigene Profil schauen. Selbst wenn die nicht zurückzirkeln, man hat mindestens einen Kontakt bekommen, vielleicht schauen die auch mal auf der Webseite vorbei, und der Name wurde mal gehört. Oh, und man wird in deren Profil zurückverlinkt, unter „Leute, die xyz im Zirkel haben.“

Mit Glück folgen die blind zurück, das eigene Profil wird aufgewertet und man hat einen weiteren Empfänger, also seine Reichweite erhöht.

Im schlimmsten Fall blocken die einen, dann hat man auch nix verloren.

Der einzige Nachteil ist, dass man sowas bei Google+ noch nicht automatisiert machen kann, aber wofür hat man Praktikanten?

Soviel zur Seite des Spammers. Doch wie schaut es beim Empfänger aus?

Der bekommt, je nach Google+-Einstellungen, ein bis einunddrölfzig Mitteilungen in seine Emailbox, seine Google+-Seite, sein Handy, vielleicht noch auf sein Tablet, im besten Fall sogar noch eine SMS. Ja, wenn man nicht sofort blockt, dann blendet Google+ derzeit diese „foo hat Dich zu einem Circle hinzugefügt“ Meldung noch ein paar Mal oben über den Stream ein. Und man darf all das dann fröhlich wegklicken.

Und wenn man den Kontakt nicht blockt, dann fungiert man auch noch als unfreiwillige Linkschleuder, da der Spammer ja im „Leute, die xyz im Zirkel haben“ mit auftaucht.

Im Endeffekt wird hier also der Kommunikationskanal der Zirkelmitteilungen dazu missbraucht, um Werbung zu versenden. Das ist das Internet-Äquivalent von „ich ruf mal an und leg gleich auf, meine Caller-ID wird ja im Anruflog gespeichert, da kann der ja zurückrufen“. Wenn nur einer das macht, dann ist das maximal ein kleines Ärgernis.

Das macht aber leider nicht nur einer, der einzige Grund, warum das noch nicht massiv passiert, ist weil Google+ noch zu neu ist, und die mechanical turks das noch nicht bedienen. Aber wehe wenn — dann habt Ihr Schnarchnasen Google+ kaputtgemacht! Denn solche Aktionen poppen nicht nur einmal kurz auf und gehen von alleine Weg, sondern verursachen beim Empfänger nicht zu vernachlässigenden Extraaufwand. (Schon mehrmals am Tag auf „block user“ zu klicken ist mehr Aufwand als ich eigentlich will.)

Und deswegen sind solche Einkreisungen, die nur dazu dienen Aufmerksamkeit zu erzeugen, nicht irgendwie nett gemeint, sondern Spam, pure and simple. Und deswegen werde ich diejenigen, die sowas machen, weiterhin Spammer nennen.

Umgang mit Mindermeinungen — politische Diskussion für Dummies

Dass man in einer Gruppe von Menschen einmal solche findet, die eine andere Ansicht zu irgend etwas haben, als man selbst, ja vielleicht sogar eine andere Ansicht als die Mehrheit dieser Gruppe, das kommt vor.

Und das ist nicht schlimm. So gar nicht, jetzt ehrlich nicht.

Schlimm wird es, wenn die eine oder andere Seite deswegen anfängt, auf der jeweils gegenüberliegenden Seite verbal oder sogar tatsächlich herumzuhacken.

Also, wenn zum Beispiel Neonazis Asylantenheime anzünden, weil ihnen dieselben nicht gefallen.

Oder wenn irgendwelche selbsternannten Piraten auf einen sachlichen und ergebnisoffenen Artikel, der im Endeffekt nach mehr Toleranz und einer besseren Welt ruft, mit „die müsste man mal bummsen“ oder ähnlichen Beschimpfungen (caveat: Ich bin gerade zu faul, Links zu den eigentlichen Beleidigungen herauszusuchen. Ich finde aber auch, dass man die nicht noch extra verlinken muss) reagiert.

Also, sowas, sowas ist schlimm. Und ja, ich packe beides in die gleiche Schublade. Wer eine andere Meinung nicht leiden kann, der soll sie bitte entweder ignorieren, sachlich zerpflücken, oder einfach nur kundtun, dass er diese Meinung nicht teilt. „Immer feste druff!“ war noch nie das geeignete Mittel, um andere dazu zu bewegen, doch bitte von ihrer Meinung abzurücken.

Selbst wenn die Meinung wirklich widerwärtig und so ist (was Julias im Übrigen mitnichten ist. Meiner Ansicht nach sogar im Gegenteil!): Im besten Fall reden sie danach über diese Meinung nur noch im Geheimen, im schlimmsten Fall wird die Gegenseite radikalisiert, in die Defensive gedrängt und geht irgendwann eben auch zum offenen Angriff über.

Wie gehen wir also mit Mindermeinungen am besten um? Zuerst einmal sollte man sich Mühe geben, sie zu verstehen. Das muss nicht mit jeder Äusserung neu geschehen, aber zumindest ein einziges Mal, so dass man für zukünftige Begegnungen mit der gleichen Ansicht gewappnet ist. Hat man die Mindermeinung nun also inhaltlich durchdrungen und verstanden, dann hat man (so man sich diese Mindermeinung nicht plötzlich auch selbst zu Eigen gemacht hat) hoffentlich auch ausreichend Gegenargumente gesammelt.

Diese gesammelten Gegenargumente kann man nun sachlich und hilfreich dem Vertreter der Mindermeinung darlegen. Im Idealfall gibt besagter Vertreter jetzt weitere Ausführungen zu Protokoll, man reagiert mit neuen Argumenten, und trifft sich vielleicht irgendwo, und neue Erkenntnisse werden gewonnen, wir alle haben gewonnen. Vielleicht überzeugt sogar die eine Seite die andere vollends. Dann hat die andere Seite übrigens nicht „verloren“, sondern nur neue Ansichten gewonnen — sowas ist zu begrüßen, ehrlich, und kein Grund zur Schande.

Aber der Idealfall tritt nicht immer ein: Manchmal sind Ansichten nicht miteinander vereinbar, die eine oder andere Seite nicht lernfähig, zu starrköpfig oder gar zu doof, um von der eigenen Ansicht abzurücken. An dieser Stelle bitte Obacht! Aus der eigenen Perspektive ist nicht immer klar, welche Variante für das Scheitern des Meinungsaustausches genau verantwortlich ist. Ja, es kann sogar sein, dass man selbst zu doof oder nur zu starrköpfig ist.

Daher sollte es die Höflichkeit gebieten, jetzt nicht doch noch den Hammer herauszuholen. Erklärt stattdessen, dass Ihr mit der dargebotenen Ansicht nicht einverstanden seid, und, sofern keine neuen Erkenntnisse geliefert werden, belasst es dann dabei. Geht einfach weg, macht Euer eigenes Ding weiter, und ignoriert die Mindermeinung. Geht nicht davon aus, dass die Gegenseite Euren Argumenten zugänglicher wird, nur weil ihr sie x Mal wiederholt, lauter werdet oder Eure Argumente gar in Schimpfworte kleidet.

Das funktioniert nicht.

Nochmal: Das funktioniert nicht.

Das einzige, das Ihr damit bewirkt, ist dass Ihr wie die Schulhofschläger dasteht. Wollt Ihr das wirklich? Feilt lieber an Euren Argumenten, verbessert sie, macht die Beispiele anschaulich, schaut Euch immer wieder die Argumente der Gegenseite an und widerlegt sie.

Nicht um die Gegenseite zu überzeugen, sondern um zu verhindern, dass auch Andere der Gegenseite folgen. Geht zu anderen, noch nicht überzeugten von der einen oder anderen Seite, und immunisiert sie mit Euren Argumenten. Damit wird die Mindermeinung dann, so Eure Argumente tatsächlich besser sind, schlußendlich aus dem Memepool gedrückt. Die Gegenseite selbst habt Ihr ja offensichtlich nicht überzeugen können, da ist also jedes weitere Wort vergebene Liebesmüh. Wenn Ihr da weiter die Gegenseite beackert füttert Ihr entweder nur noch Trolle, oder werdet eben selbst zu Trollen. Beides nicht unbedingt erstrebenswert, oder?

Also, nochmal zusammengefasst:

  1. Ihr seht jemanden mit einer Mindermeinung
  2. zuhören, durchlesen, verstehen.
  3. Kontrollieren, ob man die Mindermeinung wirklich verstanden hat.
  4. Gegenargumente auflisten und verstehen
  5. Vertreter der Mindermeinung sachlich und freundlich mit den Gegenargumenten konfrontieren
  6. Schleife von 2. bis 5. bis entweder ein Konsens gefunden wurde, oder die nicht-Konsensfähigkeit festgestellt wird.
  7. Andere als den Vertreter der Mindermeinung mit den Gegenargumenten memetisch immunisieren. Vertreter der Mindermeinung freundlich ignorieren.

Ist doch gar nicht so schwer, oder?

Twittergate

Carta und Spreeblick waren natürlich schneller, aber das ist so bezeichnend für unsere Medienlandschaft, das glaubt man gar nicht. Dass ich einmal einen Mitarbeiter der schwarz-gelben Regierung loben würde, hätte ich echt nicht gedacht, aber Steegmanns rockt! Ich hätte so nach der zweiten, spätestens dritten Nachfrage die Holofernes gemacht: „Ich glaub es hackt, habt Ihr Dumpfbacken keine wirklich wichtigen Fragen als diese absoluten Nebensächlichkeiten?!“