See der Tausend Inseln — erster Abend

So, gestern ging es dann wirklich los. Leider fehlte ein Spieler berufsbedingt und ein anderer kam dank des Schneetreibens nicht mit dem Auto die Tiefgaragenausfahrt hoch — und war dann nur akustisch via Skype zugegeben.

(Ich forderte ihn ständig zum Würfeln auf, und wurde von allen daran erinnert, daß ich das doch machen müsste.)

Ich hatte mich im Laufe der letzten Woche dazu entschieden, die Kampagne mit einem Knall starten zu lassen. In den Vorschauen stellte ich ja schon mein Gedankenbild eines elbischen Handelsriesen vor. Von diesem Giganten der See geht nun eine unsägliche Gefahr aus — was genau müssen die Spieler noch herausfinden, eines wissen sie aber seit gestern: Untote haben viel damit zu tun.

Was ist also passiert? Wie aus dem Nichts tauchte ein uraltes Handelsriesen-Begleitschiff vor der Stadt Gornemünde auf. An Bord waren untote Skelettkrieger — zu Hunderten! Das Schiff krachte gegen die Verteidigungsmauer der Kaufmannsinsel und das ganze Stadtviertel musste während des verzweifelten Verteidigungskampfes aufgegeben werden. Eine genaue Zusammenfassung erhalte ich hoffentlich zeitnah von einem der Spieler :).

Die Spielhandlung setzte einen knappen halben Tag vor diesem schrecklichen Ereignis ein: Die Charaktere waren von einer kurzen Reise auf einem Küstensegler zurück und frisch an Land. Über den Verlauf eininger Stunden erhielten sie diverse Anzeichen daß etwas nicht stimmte. Zwar war das Eintreffen des Schiffes voller Untote wohl eher unabwendbar, aber die Charaktere hatten diverse Möglichkeiten die Katastrophe nicht ganz so schlimm ausfallen zu lassen, aber eben auch sie zu verschlimmern. Sie hatten weitgehend freie Bewegungsmöglichkeiten in der Stadt, haben diese aber eher defensiv und vorsichtig genutzt.

(Als Beispiel sei folgendes genannt: Die Insel mit dem Kaufmannsviertel ist über eine einzige, mit zusätzlichen Toren bewehrte Brücke mit dem Rest der Stadt verbunden. Diese Toren hatten die Macht den Untotenansturm aufzuhalten — würden aber gleichzeitig dutzende Menschen mit einschließen. Die Charaktere schlossen das Tor recht frühzeitig, anstatt evtl. eine frühere Verteidigungslinie davor zu errichten. 10 Menschen entkamen noch über ein Seil, es hätten aber mehr sein können — es hätte natürlich auch das Tor fallen können.)

Die Situation sieht jetzt wie folgt aus: Ein Drittel der Stadt, eine der prächtigsten des Reiches ist jetzt augenscheinlich in der Hand von Untoten. Viele der die Stadt regierenden Magier sind tot oder zumindest schwer verwundet. Woher diese kamen, und warum ist komplett unbekannt. Einige der Flüchtlinge erzählen, die Skelette hätten alte cibolanische Rüstungen getragen — kehrt das Unterdrückerreich zurück?

Die Stadt ist derzeit komplett überfordert. Viele Stadtwachen sind gefallen, die größeren Ritterorden sind mehrere Tagesreisen entfernt. Alle waffenfähigen Einwohner wurden aufgefordert sich bei der Miliz zu melden (Die Gruppe hat dies umgehend getan, und bildet jetzt eine eigene kleine Einheit, da sie einen erfahrenen Soldaten in ihrer Mitte haben).

Den Spielern ergeben sich jetzt schon mehrere direkte Handlungsoptionen:

  • noch einmal das Kaufmannsviertel betreten um 
    • nach Überlebenden zu suchen
    • nach Hinweisen zu suchen
    • Untote jagen!
  • Das an der Stadtmauer liegende Begleitschiff aufsuchen
  • Patroulliendienst schieben
  • Hilfe von Außerhalb holen

Langfristig werden sie wohl herausfinden wollen, was es mit diesen Untoten auf sich hat, wer sie erschaffen und geschickt hat, und warum sie auf einem elbischen Schiff angekommen sind.

Pressemitteilungen “piratisches Denken”

Die Piraten aus Nordrhein-Westfalen haben eine Presseerklärung rausgegeben. Dort wird die Forderung nach einer “unabhängigen Ermittlungsbehörde” gestellt. Diese Behörde soll gegen “vermeintlichen Straftaten von Polizeibeamten” ermitteln. Selbst Amnesty International fordere schon seit geraumer Zeit eine solche Behörde für Deutschland, in anderen Staaten gäbe es das schon längst.

MiGri regt sich darüber auf und bezeichnet diese Erklärung als einen “Griff ins Klo” – zu viele Dinge seien nicht verstanden, zu viele Fragen blieben offen.

Vollkommen korrekt weist er darauf hin, daß in Deutschland die Staatsanwaltschaften durchaus unabhängig von der Polizei sind. Ebenso fragt er, ob nach solch einem Verständnis denn auch bestehenden Gerichte als befangen anzusehen seien. Leicht polemisch unterstellt er den NRWlern, daß sie wahrscheinlich als nächstes auch noch Sondergerichte fordern werden.

Das es ein Problem bei der Aufklärung von polizeilichen Übergriffen gibt soll hier nicht bestritten werden. Allerdings ist es hier interessant zu beobachten, daß die Verfasser der Pressemitteilung in genau die Denkweise verfallen sind, die den etablierten Parteien von uns Piraten vorgeworfen werden:

Aktionismus & Symptombekämpfung bei nicht vollständiger Durchdringung der Materie.

Ja, genau. Das grundlegende Problem ist doch nicht, dass niemand ermittelt, oder das nur halbherzig geschieht. Das Problem ist viel fataler und vielschichtiger:

  • Zeugen sagen nichts aus
  • Beweise bestehen häufig nur aus Zeugenaussagen, und da steht meist ebenso häufig Aussage gegen Aussage
  • Polizisten als Zeugen werden von Richtern in der Regel für glaubwürdiger als Normalbürger gehalten.
  • Unser (Straf-)Rechtssystem verlangt eine eindeutige Identifizierung eines Täters – ist dieser nicht zu ermitteln, gibt es keine Verurteilung
  • Warum prügeln Polizisten eigentlich auf Bürger ein? Da muss es doch Gründe für geben, dass sie Demonstranten als Feinde wahrnehmen.

Und es wird noch fataler: Die Politik besitzt kaum effektive Mechanismen, um diese Problempunkte anzugehen. Wenn jemand nicht aussagen will, weil er sich entweder auf Erinnerungslücken, oder sogar auf ein Aussageverweigerungsrecht (er könnte sich ja mit der Aussage selbst belasten) beruft, den kann kein Politiker dazu zwingen — jedenfalls nicht ohne grundlegende Eingriffe dahinein, wie Zeugen vor Gericht behandelt werden. Will man das?

Ob ein Richter Polizisten per se für glaubwürdiger hält ist Ermessenssache, die berühmte „richterliche Unabhängigkeit“. De facto wird der sich hier auf seine allgemeine Lebenserfahrung sowie auf das, was er in seiner Studienzeit als „herrschende Meinung“ gelernt hat berufen. Letztere kann die Politik übrigens ebenfalls nicht ändern — die Freiheit von Forschung und Lehre lässt grüßen!

Eine Gruppenhaftung oder ähnliches will hoffentlich auch niemand einführen.

Ich gebe zu, ich habe von der Materie wenig Ahnung im Detail. Daher werde ich mich hüten einen ernsthaften Vorschlag zu machen, aber spontan fällt mir nur eine stärkere Einflußnahme der Politik in Form der Innenminister auf die Führungsebenen der Polizeibehörden ein. Das ist meines Erachtens tatsächlich der einzige gangbare Weg.

Solange aber die „starken Männer“ als Innenpolitiker auserkoren werden, diejenigen die „Law & Order“ und „innere Sicherheit“ versprechen, werden wir dieses Problem weiter haben.

Zum Mangel einer unabhängigen Kontrolle der Justiz: Das klingt ja zuerst tatsächlich immer nach einer schönen Idee. Die Frage ist jedoch: Wer soll hier wen worauf kontrollieren? Deutsche Richter sind unabhängig. Sie sind in ihren Entscheidungen nur dem Gesetz — und das lässt Berufungen und Revisionen zu, um gegen Fehlurteile vorzugehen zu können. Eine zusätzliche Kontrollinstanz scheint mir da wenig sinnvoll.

Dann haben wir da noch die Staatsanwaltschaften. Diese sind bei den Justizministerien angesiedelt, damit also eigentlich unabhängig von den Polizeibehörden, die ja den Innenministerien zugeordnet sind. Es gibt also eigentlich keine Möglichkeit für einen Polizisten oder dessen Vorgesetzten irgendwie über seine dienstliche Befehlskette einen Staatsanwalt daran zu hindern, seiner Arbeit nachzugehen. Müssen sie in der Regel auch gar nicht, da die oben genannten Probleme eine Aufklärung in der Regel schon so zuverlässig genug verhindern. Was soll hier also eine neue Ermittlungsbehörde besser machen könnnen?

Bestimmt gibt es solche Einrichtungen in anderen Ländern. Diese haben aber häufig auch eine sehr andere Art der Gewaltenteilung. Jedes Land hat Strafverfolgung und ‑ermittlung, sowie die Struktur von Staatsanwaltschaften & Polizisten anders aufgeteilt — und in solchen Fällen ist eine zusätzliche Behörde die gegen die Polizei ermittelt teilweise sicher sinnvoll. Bei uns sehe ich aber mehr Schwierigkeiten & Bürokratie statt einer echten Lösung.

Die erreichen wir nur dann, wenn die Führungspositionen im Bereich Inneres anfangen ernsthaft umzudenken und diese Denkprozesse bis zum letzten Wachtmeister durchdringen lassen. Das braucht Zeit und ist anstrengend — aber vernünftige politische Lösungen haben das meist so an sich.

Dem Landesverband Nordrhein-Westfalen und der Arbeitskreis Innenpolitik schlage ich auf jeden Fall vor, die Pressemitteilung zumindest um konkretere Vorschläge zu erweitern, vielleicht aber sogar die Thematik als ganzes nochmal zu überdenken. Es ist zwar Wahlkampf, so daß griffige Soundbites gerne und viel veröffentlicht werden. Aber es ist doch schon ein wenig schade, wenn sie dann solche Löcher in der Argumentation haben. Zeigt piratisches Denken, geht an die Wurzeln des Problems und legt erst da in kreativer und minimal-bürokratischer Weise die Axt an.

Ansonsten kommt gleich wieder jemand mit „wenn man keine Ahnung hat, einfa.…“ :)

Webcomic Montag – Odd Stuff

Heute wieder mal mit etwas Verspätung der Webcomic Montag. Diesmal geht es um zwei seltsame, mitunter leicht verschrobene Veröffentlichungen:

Fangen wir mit den Bunny Comics an. Da geht es nicht um leichtbekleidete Mädels, sondern um Häschen im wörtlichen Sinn. Diese besehen sich die Welt und kommentieren diese dabei.

Das Bunny ist mal lakonisch, mal böse-zynisch, verspielt, nertig oder auch nur verschroben – fast immer aber lesenswert.

Ebenso verschroben, meistens aber deutlich böser ist die Perry Bible Fellowhip. Die PBF besteht aus klassischen one-shot Kurzgeschichten, eine wiederkehrende Besetzung habe ich nicht entdecken können – die ist aber auch gar nicht nötig, es werden schlicht ständig neue kleine Boshaftigkeiten aus allen Lebenslagen formuliert.