Der Hobbit und ich…

Gestern war Kinotag: Wir schauten „Der Hobbit — Eine unerwartete Reise“. In 3D und HFR, also mit 48 Bildern pro Sekunde. Insgesamt ein sehr runder Seheindruck, und auch das 3D kam nicht scherenschnittartig, sondern tatsächlich plastisch herüber. Dennoch ist der Seheindruck sehr, naja, ungewohnt. Jemand anders beschrieb es als „Ausstellungsvideo“ — und so fühlte es sich tatsächlich anfangs an. Später wurde das alles organischer, und damit sehr rund und angenehm. Ja, ich kann mir vorstellen, dass HFR ein kommendes Ding ist.

Technisch ist „Der Hobbit“ wirklich über alles erhaben. Auch die CGI-Tricks fügen sich nahtlos in das Realgeschehen ein — oder sollte man mittlerweile nicht doch eher davon sprechen, dass die realen Schauspieler in dem Computerzeugs nicht mehr unangenehm auffallen? Mein persönliches Highlight war der Rätselwettkampf zwischen Gollum und Bilbo. Hier wird den Schauspielern Raum und Ruhe gegeben, und es zahlt sich aus. Und auch Smaugs Angriff auf den Einsamen Berg zu Beginn ist einfach nur großartig.

Weniger Ruhe hat man in den Action-Sequenzen, und genau das fällt (zumindest mir) dann auch gleich unangenehm auf. Es reicht nicht, dass einer umgeworfen wird. Er muss dann auch noch wo herunterstürzen, dann muss etwas abbrechen, dann muss der Stürzende jemand anders umwerfen, und dann müssen sich alle zusammen noch verzweifelt an irgend etwas festhalten, was dann abreißt oder sonstwie zu weiteren Stürzen führt. Sowas ist mal ganz putzig, wird hier aber zu exzessiv gebracht.

A propos exzessiv: Peter Jackson hat sich sehr viel Mühe gegeben, den Hobbit als Prequel zum Herrn der Ringe zu positionieren. Es muss also ganz viele Anspielungen und Vorahnungen gebracht werden, da wird der Nekromant erwähnt, dunkle Schwerter hergezeigt und Saruman darf politisieren. (Man fragt sich, wieso Gandalf den Meister seines Ordens jemals irgendwie ernst genommen hat. Im Hobbit tut er es jedenfalls nicht mehr.)

Neu hinzugekommen ist ein großer weißer Wal Ork. Dieser gibt den Bösewicht dieses Filmes, da Smaug ja eigentlich so gut wie gar nicht auf der Leinwand zu sehen ist. Und ein Blockbuster so ganz ohne Leinwand-Fiesling, das war wohl einigen zu risikoreich. Im Endeffekt leidet so aber das gr0ße Ganze, weil es einfach zu viele Böse Buben gibt, so dass sie nahezu beliebig werden.

Im Grunde mag ich es ja gerne, wenn Dinge in einen größeren Rahmen gepackt werden, wenn man sieht, daß etwas Teil eines Ganzen ist. Hier aber wirkte es aufgesetzt und lenkte meiner Ansicht nach unnötig von der eigentlichen Heldenreise ab. Dass wir uns dennoch drei Stunden blendend unterhalten fühlten, zeigt aber auch, dass der Film diese Mängel gut verschmerzen kann. Ein wenig mehr Zurückhaltung hätte aber aus einem sehr guten Film einen großartigen machen können.

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