Käuflich die 2. — mein erstes Handy

Da ich diese Geschichte eh für bloggenswert halte, und die Gelegenheit gerade mal günstig ist

Es war 199596, und ich zog für ein knappes Jahr nach Hildesheim, um dort die Fachhochschule für Rechtspflege zu besuchen (warum ich trotzdem nicht Beamter geworden bin ist eine andere Geschichte).

Ein Jahr davor war ich schon mal da unten, und war immer wieder auf
das gleiche Problem gestossen: Abends mit der Freundin zu telefonieren
war nicht nur teuer, sondern auch anstrengend. Nicht nur, dass ich
immer nach draussen zur Telefonzelle musste (von Kleingeldfragen und
Telefonkarten ganz zu schweigen), nein ihre Eltern machten auch
regelmäßig Stress, wenn das Töchterchenstundenlang das Telefon besetzte. Häufig musste ich sogar erst einmal eine halbe Stunde vor der Telefonzelle warten, bis die endlich frei war (Hildesheim ist eine Studentenstadt)

(Ich möchte hier einwerfen, dass wir fast unanständig frisch
verliebt waren, und Ewigkeiten das „leg Du auf — Nein, leg Du auf!“
Spiel treiben konnten.)

Zu
diesem Zeitpunkt war E‑Plus gerade frisch auf dem deutschen
Mobilfunkmarkt erschienen, und man konnte zum günstigen Preis von 20,-
DM zwei klobige Motorola Klapptelefone erwerben — nebst dazugehörigen Verträgen.

Das
Tolle (aus meiner Sicht) daran war dieses: Gespräche zwischen diesen
beiden Handies waren günstiger als ein Ortsgespräch. Dadurch war das
Ganze, selbst inklusive der Grundgebühren, immer noch viel billiger (und bequemer) als mir den Arsch in einer Telefonzelle abzufrieren.

Flugs
wurden also die beiden Schwergewichtshandies, nebst noch klobigeren
Zusatzakkus angeschafft, und ich konnte ein knappes Jahr lang all meine
Komilitonen die noch mit Pagern durch die Gegend liefen zumindest
technisch übertrumpfen. (Die übertrumpften mich dann im Gegenzug
regelmäßig mit ihren Noten bei den Klausuren, aber mir war da schon
unterbewusst klar, dass die Juristerei einfach so überhaupt nicht mein
Ding war). Trotz Minimaldisplay, Ausziehantenne, der Peinlichkeit wenn die Jacke im Laden klingelte und dem bei Benutzung immer wärmer werdenden Akku — ich war Mobiltelefonierer!

Ein
halbes Jahr später fanden wir dann einen Trick heraus, der die
monatlichen Kosten noch einmal in den Keller fallen liess: Man konnte
direkt die Mailbox eines anderen E‑Plus-Teilnehmers anrufen und dort
eine Nachricht hinterlassen. Dank eines Fehlers im
E‑Plus-Abrechnungssystems konnte solches nicht erfasst werden und war
komplett kostenlos!
Wir hinterliessen uns als gegenseitig ständig gesprochene
Kurznachrichten, und wurden dann über SMS über deren Eingang informiert
(selber SMSe versenden ging mit den alten Geräten übrigens noch gar
nicht. Von Dingen wie Klingeltönen oder Filmchen wollen wir gar nicht
anfangen, ok?)

Die beiden Verträge hatte ich dann recht pünktlich
zum Ende der Mindestlaufzeit gekündigt, was aber irgendwie nie bei den
Hütern der deutschen Telefonbüchern angekommen ist: Immer noch findet
man mich in diesen, unter der alten Adresse meiner Eltern lebend, mit
meiner noch älteren Handynummer! Die beiden Motorola-Schwergewichte habe ich glaube ich kurz danach auf einem Flohmarkt verkauft…

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