Gelesen: Anonym im Netz

Jahrelanges hartes Bloggen hat sich ja endlich für mich ausgezahlt: Open Source Press hat mir freundlicherweise ein kostenloses Rezensionsexemplar von Jens Kubieziels Buch “Anonym im Netz” zukommen lassen.

Das Thema ist ja durchaus relevant, selbst wenn die Vorratsdatenspeicherung gekippt bleiben sollte gibt es genügend Gründe Remailer, Anonymizer und ähnliche Werkzeuge zu benutzen.

Jens Kubieziel bietet einen schönen Überblick über die verfügbaren Werkzeuge, ihre Stärken & Schwächen und erklärt auch, wie man sie in Betrieb nimmt und im Alltag anwendet.

Leider hat er sich anscheinend nicht für eine Zielgruppe entscheiden können. So bekommt man auf der einen Seite Schritt-für-Schritt-Anleitungen die fast schon jeden Mausklick erklären, auf der anderen Seite werden aber komplette Linux-Konsolenkommandos ohne Kommentar auf den Leser losgelassen.

Dennoch: “Anonym im Netz” kann gut als Einstieg in das Thema wie auch als Nachschlagewerk für die einzelnen Werkzeuge benutzt werden. Es ist auch lobenswert, dass auch praktische wie rechtliche Risiken beleuchtet werden und es immer wieder Exkurse in die Historie des Themas gibt.

DRM, Serverauthentifizierung und Spiele

Die nur übers Web kaufbaren Neverwinter Nights Premium Module sind nicht mehr downloadbar. Bis Mai letzten Jahres wurden sie noch verkauft. Da sie an ein Bioware-Benutzerkonto gekoppelt waren, hieß es, man könne als Käufer sie aber (im Falle eines Verlustes) jederzeit wieder herunterladen.

Diese Möglichkeit wurde jetzt ohne Ankündung still und leise abgeschaltet. Wohl dem, der noch Backups hat, bzw. sich die Sourcen über graue Wege noch irgendwie beschaffen kann.

Der Authentifizierungsserver, mit dem man sich beim Spielen immer verbinden muss läuft ja zum Glück noch. Noch.

Und genau das ist der Grund warum ich solche DRM-Sachen nicht nur doof, sondern Scheiße finde. Man ist auf Gedeih und Verderb dem langanhaltenden Wohlwollen des Herstellers, seines Lizenzgebers und allen eventuellen späteren Konzernen ausgeliefert, die vielleicht irgendwann mal eine der beteiligten Firmen kaufen.

Bei Neverwinter Nights ist das dazu noch besonders nervig: Die Sicherheit der Multiplayervariante basiert komplett auf den sogenannten Master Servern Biowares. Diese stellen zum einen sicher, dass der verwendete CD-Key legal ist, und zum anderen, dass der Spieler auch wirklich der ist, der er zu sein vorgibt.

Gerade letztere Funktion ist für Multiplayer-Rollenspiele ja nicht unwichtig — sonst kann jeder Hans und Franz mit meinem Charakter spielen, meine Gegenstände wegwerfen, oder sonstwas für Schabernack treiben. Und das ist für die (immer noch existierende, erstaunlich kreative und produktive) NWN-Community wirklich nicht unwesentlich.

Man sollte eigentlich jetzt schonmal anfangen das Protokoll per re-engineering  nachzubauen um so rechtzeitig eine Alternative anbieten zu können…

IT-Abenteuer — meine seltsamste Fehlermeldung…

MC Winkel will unsere skurrilsten IT-Abenteuer erfahren. Ich habe da ja einen reichen Schatz durch meine Arbeit in einem Textilimportunternehmen wo ich auch für die Außenstelle in Hong Kong zuständig war. Da hatte ich ja auch schon ein paar mal was zu gebloggt.

Hier aber mal eine der vielen Stories die es irgendwie nicht ins Blog schaffte:

Eigentlich hatte ich frei. Gerade war ich mit der Freundin auf Amrum angekommen, wo wir ihre Eltern in ihrem Ferienhaus besuchten. Und nach dem Begrüßen, Kaffee und Kuchen und einem kleinen Spaziergang war mir langweilig. Also das Notebook ausgepackt, Modemkabel in die Dose (wir reden hier von ganz-knapp-vor-UMTS-Zeiten) und mal ein paar Emails abgeholt.

Direkt ins Auge sprang mir ein Betreff der irgendwie „URGENT BRKEN SERVR!! PLZ FIX URGNTLY“ oder so lautete. Absender war der Mitarbeiter in Hong Kong, der zumindest ein wenig mehr IT Wissen hatte. Ok, wenn der schon so rumweint, dann muss es wohl wirklich wichtig sein. Also öffnete ich die Email — großer Fehler.

Denn die Mail war ungewöhnlich groß. Insgesamt dauerte es gut eine Stunde, bis sie endlich auf meinem Notebook landete. Denn die Fehlerbeschreibung beschränkte sich auf „Computer don’t work, plz revise attached video.“

Video?!

Ja, genau. An der Email hing ein gut 2 MB großes .mpg. Zu sehen war, unscharf und verwackelt, die Frontseite eines Computers. In Großaufnahme schob sich langsam, fast schon pornographisch, ein Zeigefinger ins Bild und drückte auf den Einschaltknopf. Das Tonrauschen wurde etwas lauter (anscheinend gingen die Lüfter an), man sah eine LED aufblinken, hörte ein paar klägliche Piepser..

…und dann wurde das Rauschen wieder leiser, anscheinend war der Computer wieder ausgegangen. Keine weiteren Erklärungen, keine genaue Angabe um welchen Computer es sich handelte. Es war aber deutlich kein Server, sondern eine Desktopmaschine — und von denen gab es mehrere vor Ort.

Im Endeffekt beschloss ich einfach so zu tun, als ob ich die Email noch nicht abgerufen hätte und genoß den restlichen Urlaub so gut es ging. Später stellte sich heraus, dass der Einschaltknopf klemmte und damit den Rechner einfach immer sofort wieder ausschaltete…