Kettenmails oder ‑posts?

Aus mehr oder minder aktuellem Anlass:

Ausgehend von der Nachricht, die Du mir weitergeleitet hast, glaube ich, daß Du noch ein wenig über das Internet lernen mußt. Laß mich die Gelegenheit ergreifen, Dir weiterzuhelfen.

  1. Bitte leite keine Kettenbriefe weiter. Es hat nie eine Belohnung für das Weiterleiten von Emails gegeben, und es wird sie auch nie geben.
  2. Viruswarnungen sind meistens Enten. Jeder der Deine Warnung beachten würde, ist wahrscheinlich sowieso schon geschützt. Alle anderen würden Dich eh ignorieren.
  3. Bitte achte auf die Witze, die Du weiterleitest. Hier die Nagelprobe: Würdest Du Dir die Mühe machen, mir diesen Witz persönlich zu erzählen? Witze, die hier durchfallen, solltest Du besser für Dich behalten. Wenn er gut genug ist, erzähl ihn mir, wenn wir uns das nächste Mal treffen. Ich würde lieber Zeit mit Dir verbringen, als nur ein weiterer Name auf deiner Verteilerliste zu sein.
  4. Weiterleitungen sind selten eine sichere Informationsquelle. Ungewöhnliche Meldungen, erst recht diejenigen, die größere Firmen betreffen sind urbane Legenden. Wenn es glaubwürdige Meldungen wären, würden die Massenmedien darüber berichten. Erschreckende oder weit hergeholt wirkende Meldungen sind so gut wie immer reine Erfindung. Hab Spaß sie zu lesen, aber behalte sie für Dich.
  5. Kaufe nichts von Spammern. NIEMALS! Besuche nicht mal ihre Webseiten. Wenn Du die Header ihrer Emails kennst, jage die Schweine und sorge dafür, daß ihre Internetzugänge gesperrt werden. Antworte niemals auf Spam, nicht mal um darum zu bitten, von ihrem Verteiler gestrichen zu werden. Sie werden Dich nicht streichen, sondern Deinen Namen auf die „Gültige Adresse“ Liste setzen.
  6. Öffne keine Programme oder ausführbare Anhänge die Du mit einer Email bekommst. Wenn es mit exe, bat, com  [oder vbs] endet solltest Du es löschen. Es ist in der Regel ungefährlich, zip-Dateien zu öffnen, aber Du solltest den Inhalt mit Vorsicht genießen.
  7. Sei kein Spammer. Multi Level Marketing Schemata beeindrucken mich nicht. Ich bin nicht daran interessiert, an Deinem Pyramidenspiel teilzunehmen. Seien es Vitamine, Kräuter, Ferngespräche, Magnete, Telearbeit, oder „Bezahl-mich-fürs-Surfen“, ich werde mich nicht einschreiben. Ehrlich, ich hab wegen diesem Zeugs Freundschaften verloren. Fang nicht damit an.
  8. Investmentratschläge kommen von Profis, nicht offenen Webseiten oder unaufgeforderten Emails.
  9. Alles, was ein großartiges Einkommen für Heimarbeit verspricht ist eine Falle. Wenn die Gelegenheit so gut wäre, würden sie Anfragen abwehren, nicht danach betteln.

In (teilweise) eingeschränktem Maße gelten diese Hinweise übrigens auch fürs Social Web, sei es Facebook oder Twitter. Wenn vorhanden, nutze lieber die dargebotenen Methoden Deinen Beifall zu bekunden, anstatt es einfach nochmal zu veröffentlichen, damit bleibt anderen die xte Wiederholung erspart.

Dies war die letzte Weiterleitung, die Du je senden wirst. Das nächste Mal, wenn Dir jemand Müll schickt, schicke diesen Text zu Ihnen. Laß uns diese Kette Glied für Glied sprengen.

Des Königs Fehler — Nachtrag

Ich habe mich während der Autofahrt von der Arbeit nach Hause noch ein wenig über den Blogpost von Aaron König aufgeregt, darüber nachgedacht, und möchte mir noch einmal hier etwas von der Seele schreiben:

Wann immer im letzten Jahr jemand die Piratenpartei in Verbindung mit rechtsgerichtetem Gedankengut gebracht hat, habe ich diese meine Partei verteidigt. Und ich möchte das wirklich gerne weiterhin tun. Allerdings hat Aaron mir das gerade sehr schwer gemacht. Nicht weil er einfach „gegen Ausländer“ hetzt, den Holocaust leugnet oder ähnlich offensichtlich dummes tut.

Aber er verurteilt pauschal eine riesige Anzahl Menschen, alle Angehörigen einer Weltreligion gleichzeitig. Und ist damit so unpiratig wie es nur geht. Lasst mich (mal wieder) die Bundessatzung zitieren:

[Die Piratenpartei] vereinigt Piraten ohne Unterschied der Staatsangehörigkeit, des Standes, der Herkunft, der ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung und des Bekenntnisses, die beim Aufbau und Ausbau eines demokratischen Rechtsstaates und einer modernen freiheitlichen Gesellschaftsordnung geprägt vom Geiste sozialer Gerechtigkeit mitwirken wollen.

Ich habe da mal etwas hervorgehoben, etwas das auch Aaron leben sollte.

Natürlich gibt es auch unter den Anhängern des Islams dumme Betonköpfe. Rückwärts gewandte Menschen, die sich aus ihrem „Heiligen Buch“ Passagen zusammenstoppeln um ihre mittelalterlichen Moral- und Machtvorstellungen zu rechtfertigen.

Aber für jeden dieser Deppen gibt es bestimmt auch mindestens zwei aufgeklärte Menschen, die nicht den brennenden Wunsch verspüren „Andersdenkende zu bekehren und gegebenenfalls zu töten“, wie Aaron es so schön über einen Kamm schert. Das Resultat in der Schweiz ist sicherlich kein Argument gegen Volksentscheide, eher ein Lehrstück über die Gefahren des Populismus.

Aaron versucht, dieses Ergebnis als diffuses schweizerisches Unbehagen gegen eine Teilmenge der islamischen Welt darzustellen. Er erklärt, warum dieses Unbehagen gerechtfertigt sei, daß „die Fundamentalisten“ ja tatsächlich eine Gefahr seien. Doch genau diese Argumentationskette ist es, die Fremdenfeindlichkeit und damit Rassismus befördert: Man verweist auf reale schlechte Beispiele und verallgemeinert dann.

Jeder aber, der

totalitäre, diktatorische und faschistische Bestrebungen jeder Art

ablehnt, also jeder Pirat, muss dem aber entschieden entgegentreten. Diese hier per Volksentscheid demonstrierte pauschale Ächtung von öffentlichen und baulichen Glaubensbekenntnissen ist kein Sieg der öffentlichen Mitbestimmung, es ist ein alarmierendes Zeichen daß der Populismus wieder Oberhand gewinnt. Das hat nichts mit „dem Finger in die Wunde legen“ zu tun.

Diese kaum getarnte Fremdenfeindlichkeit (denn nichts anderes ist dieses ja) aber zu loben, zu unterstützen und dann noch als Paradebeispiel gelungener direkter Demokratie herzuzeigen — das lieber Aaron, sollte Dir meiner Ansicht nach ein Parteiausschlußverfahren einbringen. Es wäre wesentlich verdienter als der Wirbel der um Bodo gemacht wurde. Wolfgang Dudda scheint da ja schon Pläne zu haben

US Magazine und „read on“

Bislang dachte ich ja, das wäre so eine Marotte der Wired, aber nachdem ich mir letzten Freitag spontan die „Marge Simpson“ Ausgabe des Playboys kaufte wurde ich eines besseren belehrt:

Anscheinend ist es mehr oder weniger normal da, daß alle längeren Artikel mitten im Satz mit dem Verweis „read on at page $foo“ abgebrochen werden. $foo ist dann eine Seite ganz am Ende der Ausgabe, wo sich die „Enden“ von knapp einem halben Dutzend Artikeln befinden. Meistens sogar in schlechterer Typographie.

Warum tun die sowas, mir geht das fürchterlich auf den Keks?!

Eckard Fischer — Nachtrag

boah, das hab ich heute morgen im Halbschlaf ja gar nicht richtig gelesen, dass ist ja so richtig widerlich!

Herr Fischer tritt nämlich noch nach:

Generell könne er verstehen, dass Surfer mit der Wahl eines offenen
DNS-Servers „ein Zeichen“ setzen wollten gegen die auch von der SPD abgelehnte Netzzensur. Wer zu solchen Maßnahmen greife, müsse sich aber auch fragen, „wer ihm Beifall spendet“. 

Durch das „massenhafte“ Umgehen der geplanten Stopp-Seiten könnten sich Päderasten besser in der Menge verstecken und eine Strafverfolgung vermeiden.

WHAT THE FUCK?! Ich dachte, die SPD ist so unglaublich stolz darauf, dass Zugriffe auf die Stopp-Server eben nicht zur Strafverfolgung benutzt würden!?

Zum Mitschreiben, Herr Fischer: Das Verwenden beliebiger DNS-Server ist nicht illegal. Und damit wird auch kein Anfangsverdacht gegen irgendwen ausgelöst.  In welcher Menge soll sich dann also bitteschön wer wovor verstecken?

Abgesehen davon: Wie wollen Sie denn feststellen, ob ich überhaupt einen anderen DNS-Server verwende? Ach ja, nochmehr Überwachung, was?