Amazon antwortet…

Ihr erinnert Euch? Amazon als "Abzocker"?

Ich habe eine erste Antwort von Amazon erhalten:

Amazon arbeitet bei der Rekrutierung von Mitarbeitern eng mit den Trägern der örtlichen Arbeitsverwaltung zusammen und bietet auch Arbeitslosen eine Chance auf den Wiedereinstieg ins Berufsleben.

Bewerber, die über die Arbeitslosenvermittlung zu uns kommen, erhalten für eine kurze Trainingszeit (maximal vier Wochen, die Dauer wird von der Agentur für Arbeit festgelegt) weiterhin ihre Bezüge von der Agentur für Arbeit, da das Training die Wiedereingliederungsaussichten in den Arbeitsmarkt verbessert. Danach werden die Mitarbeiter von Amazon bezahlt.

Allerdings hat sich für mich hier natürlich gleich ein kleiner Stapel an Rückfragen ergeben, die ich auch gleich an Amazon zurückgeschickt habe:

  1. Ist Ihnen bekannt, nach welchen Kriterien die Agentur für Arbeit die Praktikumsdauer festlegt?
  2. Müssen alle Bewerber, die Ihnen durch die Agentur für Arbeit vermittelt werden so ein Praktikum durchlaufen? Ich könnte mir vorstellen, dass es ja auch qualizifierte Bewerber gibt, die mit den Tätigkeiten schon hinreichend vertraut sind.
  3. Können besonders gute Bewerber das Praktikum abkürzen und so schneller ein vollwertiges Gehalt erhalten?
  4. Der Bericht schreibt: „Auch bei einer zukünftigen Einstellung müssen die Mitarbeiter 38,5 Stunden arbeiten bekommen aber nur 35 Stunden ausbezahlt.“ Ist dies korrekt? Mir ist bekannt, dass bei qualifizierten Fach- und Führungskräften Überstunden in der Regel als mit dem dann auch passenden Gehalt abgegolten gelten. Für Lagerarbeiten finde ich dies aber dennoch eher unpassend. Ist dies die Regel bei allen Ihren Beschäftigten? Hat der Betriebsrat dieser Regelung zugestimmt?
  5. Wie hoch ist der Prozentsatz der Praktikanten, die in ein Arbeitsverhältnis übernommen werden?
  1. Wie viele davon in ein befristetes Arbeitsverhältnis?
  2. Wie viele davon in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis?

Mal schauen ob und was Amazon jetzt antwortet. Grundsätzlich sehe ich hier allerdings irgendwie mehr die „Schuld“ bei der Agentur für Arbeit, die so freigiebig Praktikumsstellen finanziert — Amazon wäre ja blöd, wenn sie das nicht nutzen würden, simple economics. Dennoch bleibt ein schlechter Nachgeschmack.

Liebe Medien, wir müssen reden.

Die Sache um Jörg Tauss köchelt ja gerade mal wieder hoch: Einerseits ist der Mann nicht mehr Mitglied (und auch sein neuer Mitgliedsantrag wurde abgelehnt) andererseits hilft er beim Plakatekleben und ist auf Parteitagen als Gast anwesend. Die immer wieder gehörte Aussage hier ist „Die Piraten müssen sich jetzt entscheiden“.

Nein, müssen wir nicht.

Liebe Medien, versteht bitte, dass die Piratenpartei in Landes- und Bezirksverbände gegliedert ist. Versteht bitte, dass auch nicht-Mitglieder einfach so auf den allermeisten Veranstaltungen der Partei dazustoßen können. Versteht bitte, dass einige Piraten schon bei der Erwähnung seines Namens das Schütteln kriegen, andere ihn aber für „moralisch unschuldig“ und einen tollen Kerl halten. Ich weiss, das ist schwer auseinanderzuhalten, und passt nicht in das schöne schwarz-weiss-Schema.

Und fragt nicht die Berliner Lokalpolitiker nach Dingen die in Mainz stattfinden — das ist ein anderer Landesverband, dem die nicht reinreden können und werden. Selbst der Bundesvorstand hat nur eingeschränkte „Macht“ über die Landesverbände.

Tauss selbst nutzt genau diese Ambivalenzen übrigens taktisch hervorragend aus: Er sonnt sich in den Solidaritätserklärungen einiger und zeigt dann vorwurfsvoll auf diejenigen, die ihn nicht in der Partei haben wollen, insistierend, dass diese sich doch moralisch zweifelhaft verhalten würden, nur weil sie nicht ihren mit-Piraten übermäßige Vorschriften machen wollen.

Und dass ist auch der Hauptgrund, warum ich ihn mittlerweile überhaupt nicht mehr in der Partei oder in ihrem Umfeld sehen mag. Weil ich genau dieses Verhalten menschlich nicht ausstehen kann, selbst wenn ich seine Version von der „ich wollte doch nur ermitteln“-Geschichte damals glauben würde.

Was ist Oppositionspolitik?

Das folgende ist erst einmal etwas halbgar und noch nicht durchdekliniert, aber der jüngste Beitrag beim Spiegelfechter und das hier vom letzten Monat bei Fefe haben mich nachdenklich gemacht:

Was ist eigentlich die Aufgabe einer Partei in (größtenteils außerparlamentarischer) Opposition? Oder anders gefragt: Ist es die Hauptaufgabe einer solchen Partei, schnell und ständig und laut in den Medien auf die Fehler der politischen „Gegner“ einzuprügeln?

Klar, der Staatstrojaner war eine Steilvorlage. Und ja, die Piratenpartei hat da nicht sonderlich schnell irgendwelche schönen Zitate und Stellungnahmen parat gehabt, sondern erst einmal nur grundlegend „hey, das ist illegal und doof“ kundgetan.

Aber ist es wirklich die Aufgabe von Freizeitpolitikern (bis auf die frischgebackenen Berliner 15 haben wir ja immer noch keinen Berufspolitiker, das sind alles Ehrenämtler!) permanent und quasi auf Kommando zu allen relevanten Themen schicke Pressemeldungen rauszuhauen? Zumal ja das relevante schon von so hervorragenden Leuten wie Frank Rieger gesagt wurde?

Natürlich muss es rausgetragen werden in die Welt, natürlich müssen solche Sachen von der Partei verbreitet werden. Das ist Öffentlichkeitsarbeit und Wahlkampf. Aber nicht um jeden Preis, nicht auf jegliche Art. Ich finde mittlerweile alle paar Tage Interviews oder sogar richtige Zeitungsartikel die die piratige Sicht der Welt darlegen. Das wird sicherlich eher mehr als weniger.

Aber es ist nicht unsere politische Arbeit. Die findet in den Debatten in der Partei und mit den Bürgern statt. Pressemeldungen sind da der Zucker obendrauf, nicht das Wesen der Piratenpartei.

Gewöhnt Euch dran, liebe Medien, wir spielen ein neues, ein anderes Spiel, Ihr habt das nur noch nicht verstanden.

und sowas kommt in den Sportnachrichten…

Der Sportausschuss des Bundestages wird nicht mehr öffentlich tagen. Weil, und jetzt haltet Euch fest, „es keine qualitativ gute Berichterstattung“ darüber gab. Also, solche wie die hier:

Mal wird am PC gedaddelt, mal ein Nickerchen gehalten — diesmal wurden Desinteresse und Disziplinlosigkeit der Abgeordneten an den lichten Reihen erkennbar.

Klar, sowas ist natürlich unterirdisch, und muss sofort mit der Rücknahme sämtlicher Transparenz geahndet werden.

Und wo hab ich das gehört? Im Sportteil der Nachrichten des Deutschlandfunks. Im Sportteil! Da haben sie dann auch im Nebensatz erwähnt, dass das mit der Nichtöffentlichkeit der Ausschüsse im Bundestag laut Geschäftsordnung die Regel ist, und nur im Ausnahmefall hin und wieder mal Ausschüsse auch öffentlich tagen.

Ich möchte an dieser Stelle mal auf die Initiative „Transparenz schafft Vertrauen“ hier in Hamburg hinweisen, der sich die Piratenpartei Hamburg natürlich angeschlossen hat.