Ökonomischer Wert von Tätigkeiten, Spass mit Zahlen

Ich hatte ja vor einer Weile über das Bedingungslose Grundeinkommen gebloggt, und dabei Folgendes aufgeschrieben:

Im Bereich der „dre­cki­gen“ Jobs siehts genau anders aus: Diese Berufe sind gesell­schaft­lich not­wen­dig, sind nicht son­der­lich beliebt (und daher nicht die erste Berufs­wahl). Den­noch kommt hier Spott zum Scha­den: Sie sind hart UND schlecht bezahlt. Wie­derum nach rei­ner Markt­wirt­schafts­lehre eigent­lich seltsam.

Tja, und was sag ich Euch, britische Ökonomen geben mir (irgendwie) Recht:

Selbst Reinigungskräfte in einem Krankenhaus tragen laut der Studie mehr zum Wohl der Gesellschaft bei als die geschmähten Banker. „Für jedes Pfund, das wir ihnen zahlen, generieren sie mehr als zehn Pfund an gesellschaftlichem Wert“, schreiben die Autoren.

Jaja, die Studie hat nichts mit dem BGE zu tun gehabt. Dennoch bekräftigt sie meine intuitiv erstellte These, daß es tatsächlich die „Geringverdiener“ sind, die unsere Gesellschaft am Laufen halten, und nicht die Topverdiener. Wirklich schlimm interessant finde ich allerdings folgende Feststellung dieser Studie:

47 Pfund kostet es die Gesellschaft, wenn einer der Steuerspargehilfen ein Pfund verdient.

Damit kann man tolle Polemik machen! Lasst uns da mal was ausrechnen: Angeblich kann der durchschnittliche Steuerberater in England 76.200 Pfund im Jahr verdienen. Als Untergrenze wird 48.600 Pfund angegeben. Das Institute of Chartered Accountants of England & Wales zählt so um die 132.000 Mitglieder. Taschenrechner gezückt: 48.600×132.000×47 = 301.514.400.000

Also, mal locker etwas über 301 Milliarden Pfund! Das ist mal eben ein Drittel vom nationalen Haushalt. Und bislang haben wir uns nur die Steuerberater angeschaut. Banker und Werber haben wir noch gar nicht in die Rechnung mit aufgenommen… :)

Doppelte Standards bei Eric Schmidt

Google zu verdächtigen, schlimme Dinge zu tun ist ja schon ein gut gepflegtes Ritual. Manchmal werden sie auch verteidigt, manchmal einfach nur indifferent behandelt. Ich persönlich nutze ja einen guten Teil ihrer Dienste gerne. Da schmerzt es mich dann aber doch, wenn deren CEO Eric Schmidt gleichzeitig so dumme und unreflektierte Aussagen macht:

If you have something that you don’t want anyone to know, maybe you shouldn’t be doing it in the first place.

Damit stellt er sich in eine Linie mit allen Überwachungsfreunden und Bürgerrechtsvernichtern unserer Zeit, schade eigentlich. Und genau wie zu Wolfgang „wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten“ Schäuble, der gleichzeitig nach wie vor keinerlei konkrete Aussage über die Parteispendenaffäre macht, kann ich auch Eric Schmidt gegenüber keinerlei Respekt mehr haben: 2006 belegte er CNet mit einem einjährigen Interviewbann, nur weil diese die über Google frei verfügbaren Informationen zusammentrugen und veröffentlichten. Darin enthalten: Fakten über sein Einkommen, sein Haus, seine Parteispenden und Hobbies.

Pfui, für solche Doppelzüngigkeit! Zum Glück findet Bruce Schneier wie üblich die richtigen, sachlichen Worte.

Quelle: BoingBoing & Gawker

Wen ich nicht mehr in irgendein Amt wähle…

...Aaron König. Garantiert nicht mehr, der Mann gehört meines Erachtens aus seinem Amt gefeuert.

Man mag über Religion, Volksentscheide und all das, was darum herum angesiedelt ist denken was man will. Aber er schreibt folgendes pauschal über den gesamten Islam als Volksreligion:

Eine politisch-totalitäre Bewegung, die sich anderen Glaubens- und Denkrichtungen überlegen fühlt und den Anspruch hat, Andersdenkende zu bekehren und gegebenenfalls zu töten*, steht hingegen nicht unter dem Schutz der Religionsfreiheit

Das mag ich nicht mehr mit „naiv“, „unglücklich zitiert“, oder sonstwas entschuldigen, das ist dumm bis gefährlich, und näher an der Volksverhetzung denn an einem politischen Kommentar.

PS: Ich persönlich halte von organisierten Religionen jeglicher Art per se nichts. Bin ja zudem noch Atheist. Und ich bin mir bewusst, dass es in einigen Religionsgemeinschaften eine sehr unglückliche Verquickung von dummen Sitten und Religion gibt, die manche Dinge noch schlimmer machen. Dennoch würde ich mir nie einbilden, Menschen ihre Religion zu verbieten.

Anders sieht es bei der Ausübung religiöser Praktiken aus, wenn diese gegen das Strafrecht oder gar gegen die Menschenrechte verstoßen. Aber dem Bau von Gebetsstätten? Also wirklich…

Mindestlohn?

Sowas wird ja immer wieder mal angesprochen, im Rahmen der BGE-Diskussion auch innerhalb der Piratenpartei. Und da lese ich dann Sätze wie diesen:

Aussage von Diskutant #1:
Ein Arbeitssuchender muss die Möglichkeit haben, „freche“, ausbeuterische Arbeitsangebote ausschlagen zu können ohne als „nicht bedürftig“ zu gelten und aus dem Sozialsystem geworfen zu werden.
Antwort von Diskutant #2:
Wenn ein Jobangebot legal angeboten und angenommen werden darf zu den geltenden Bestimmungen des Arbeitsrechts, muss man von erwerbslosen Erwerbsfähigen verlangen können, dass sie diese Arbeit annehmen.

Zum einen gibt es natürlich den Unterschied zwischen legal und legitim. Den bekommt jeder Jura-Erstsemestler ganz schnell mit. Und ohne das jetzt irgendwie wissenschaftlich oder volkswirtschaftlich en detail mal durchgegangen zu sein:

Vielleicht bin ich eine naive Linke Socke, aber: Mir fällt nicht ein einziger guter Grund ein, warum man Menschen dazu zwingen sollte, für weniger Geld (in Vollzeit) zu arbeiten, als es für den eigenen Unterhalt (inkl. dem der evtl. vorhandenen Kinder) nötig ist. Nach meinem Wissen ist aber genau das leider derzeit geltendes Recht. Da wird dann halt seitens des Staates „aufgestockt“, damit HartzIV-Niveau erreicht wird.

Natürlich ist der Betrag „Geld für eigenen Unterhalt“ etwas variabel, je nachdem wie man wohnt, wieviele Kinder man hat, und wie man leben möchte. Aber da gibt es vernünftige Mittelwerte, angeblich ist ja HartzIV-Niveau solch einer. Und das sollte man dann ehrlich Mindestlöhne nennen und als solche einfordern.

Man mag einwenden, daß „ein wenig Eigenverdienst“ ja besser sei als „lebt nur auf Kosten anderer“. Das übersieht aber, dass mit dem Aufstocker-Betrag nicht der jetzt-nichtmehr-Arbeitslose unterstützt, sondern der unter-Mindestlohn-Arbeitgeber subventioniert wird. Und das auf Kosten der Würde des Arbeitnehmers und der Tasche der Gesellschaft.

Ohne dabei überhaupt zu prüfen, ob das Geschäft des Ausbeuunter-Mindestlohn-Arbeitgebers überhaupt aus volkswirtschaftlicher Sicht so sinnvoll ist, dass sich Subventionen für dieses langfristig auszahlen.

Ich fasse es ehrlich gesagt nicht, daß darüber überhaupt diskutiert wird.